Gewaltsame Flugzeuglandung in Minsk
Der Vorfall hat weitreichende politische Konsequenzen. Die illegale, quasi militärische „Entführung“, des Ryanair-Flugs FR4978 nach Minsk führt zudem zu Auswirkungen im Reiseverkehr nach Belarus.
Der Flug von Athen nach Vilnius wurde am Sonntagnachmittag per Lufteskorte gezwungen worden, seine Route zu verlassen und außerplanmäßig in Minsk zu landen. Offizielle Begründung der dortigen Behörden: Eine Bombendrohung. Offenbar hat aber Präsident Alexander Lukaschenko die Aktion angeordnet.
Das Abdrehen macht, mit Blick auf die Landkarte, wenig Sinn. Der Zielflughafen Vilnius wäre zum Zeitpunkt des Abdrehens der Maschine wesentlich schneller erreichbar gewesen als der Airport in Minsk. Dort wurden, der an Bord befindliche Journalist und Oppositionelle Roman Protasewitsch und seine ihn begleitende Freundin festgenommen. Protasewitsch befindet sich in einem Untersuchungsgefängnis. Über den Verbleib seiner Freundin gibt es derzeit keine Information. Die EU fordert die sofortige Freilassung der Beiden.
Verbindung nach Minsk und Überflüge von Belarus eingestellt
Lufthansa hat inzwischen bekanntgegeben, weder den dortigen Luftraum zu überfliegen, noch Flüge nach Minsk durchzuführen. Dieser Entscheidung war die Durchsuchung einer LH-Maschine in Minsk vorausgegangen. LH 1487 nach Frankfurt verließ den Airport nach einer Durchsuchung verspätet. Örtliche Behörden begründeten die Durchsuchung mit einem Hinweis, dass das Flugzeug möglicherweise von einem Terrorakt bedroht sei.
Auch Air Baltic, die größte Gesellschaft des Baltikums, SAS, Air France, Finnair, KLM, Singapore Airlines und Wizz Air überfliegen den Luftraum von Belarus nicht mehr bzw. haben die Verbindung nach Minsk gestrichen.
Verkehrspolitische Konsequenzen
Als eine der weitreichenden politischen Konsequenzen der EU-Maßnahmen wurden der Fluggesellschaft Belavia die Lande- und Überflugrechte im EU-Luftraum entzogen. Auch Großbritannien entzog der Gesellschaft die Betriebslizenz. Flüge nach Litauen dürfen den Luftraum von Belarus seit Mitternacht nicht mehr überfliegen. Polen fordert die komplette Einstellung des europäischen Flugverkehrs mit Belarus.
Politische Stellungnahmen: Skandalös und schockierend
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bewertete am späten Sonntag die Umleitung nach Minsk als “ernsthaften und gefährlichen Vorfall” und forderte eine internationale Untersuchung. Die irische Regierung sprach von Luftpiraterie. EU-Ratspräsident Charles Michel nannte die Aktion „unannehmbar, schockierend und skandalös. Sie sei eine Sicherheitsbedrohung des internationalen Luftverkehrs.
Weitere politische Konsequenzen sind nachlesbar bei tagesschau.de und heute.de
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