D-RR News 19.10.20 – Verunsicherung / Durcheinander / Updates

Ratlosigkeit – Was denn nun?

Die Verunsicherung nimmt zu. Die Entscheidungen laufen in unterschiedliche Richtungen. 108 deutsche Landkreise oder Städte sind jetzt Risikogebiet. Baden-Württemberg hat für heute die höchste Corona-Warnstufe ausgerufen, Mecklenburg-Vorpommern am Freitagnachmittag bekanntgegeben, künftig auf die Quarantäneverpflichtung beim Urlaub in MV zu verzichten. Die Vorlage eines negativen Corona-Tests bleibt aber Voraussetzung für eine Anreise und Aufnahme. In der Zwischenzeit steigen die Infektionszahlen. Wer sich die Karte der Infektionsgebiete ansieht, wird feststellen, dass es sich um ein Gebiet handelt, das sich vom Nordwesten Deutschlands in den Südosten zieht. Die Gebiete und Landkreise um die Hotspots haben, fast folgerichtig, ebenfalls erhöhte Zahlen. Hotels sind froh, dass in weiten Teilen Deutschlands das Beherbergungsverbot wahlweise gerichtlich gekippt oder von den Landesregierungen zurückgenommen wurde. Ob sich deshalb mehr Gäste zeigen bleibt dahingestellt. Die Statistik der Geschäftsreisen zeigt inzwischen ebenfalls wieder nach unten. Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert die Deutschen auf, auf alle bzw. möglichst viele private Reisen zu verzichten. Stand der Krisenmodus bisher vor der Tür (wie es umgangssprachlich immer so schön heißt), so ist er inzwischen angekommen. Wie stark hängt von den Infektions-Hotspots ab. Darüber zu klagen und Reisen ins Ausland zu fordern, erscheint müßig und geht vermutlich auch an der Lebensrealität der meisten Bürger vorbei. Die zweite Welle ist zweifelsfrei da und wir müssen jetzt damit umgehen. Das Erfolgsrezept hat offensichtlich niemand parat. Trotzdem „wurschteln“ Wirtschaft und vor allem auch die Reiseindustrie weiter. Muss ja.

Wie geht’s weiter?- Foto: Lufthansa

Politische Planungen

Das Gesundheitsministerium plant offensichtlich eine erweiterte Auskunftspflicht für Reisende, die aus Risikogebieten nach Hause zurückkehren. Eine digitale Reiseanmeldung soll im November kommen und die bisherige, kaum zu bewältigende Zettelwirtschaft der Einreisekarten ersetzen. Darüber haben wir bereits am Freitag berichtet.  Wichtigste Neuerung: Wer eine sogenannte verzichtbare Reise in ein Risikogebiet antritt, hat nach Rückkehr, im Fall einer Quarantäneverpflichtung, kein Recht auf Lohnfortzahlung. Ausnahmen von dieser Regel sind vorgesehen, aber noch nicht verabschiedet. Weiterhin sieht der Entwurf eine erweiterte Auskunftspflicht über die Aufenthaltsorte während eines Urlaubs vor und im Fall von Unklarheiten eine Untersuchungsverpflichtung.

Unklar ist auch, ob man künftig bei verzichtbaren Reisen zwischen Ausland und Inland unterscheidet oder nicht. Derzeit gelten die Vorgaben für Reisen in europäische und außereuropäische Risikogebiete, nicht aber für Reisen innerhalb Deutschlands. Dies wäre dann der nächste Schritt der Eskalation, der aber offensichtlich mitgedacht wird, wenn für den Gesetzentwurf auch Maßnahmen und Vorgaben für Transportunternehmen (Bahn, Bus, Flugzeug) diskutiert werden.

Ursprünglich war die digitale „Einreisekarte“ für Anfang November geplant. Aktuell redet niemands über einen Startzeitpunkt. Der Diskussionsbedarf ist offensichtlich noch groß.

Corona-Infektionen in Hotel an der Ostsee

Ein Fünf-Sterne Haus im Ostseebad Timmendorfer Strand musste am Wochenende geschlossen werden, nachdem es drei Infektionsfälle beim Personal gab. Etwa 200 Gäste mussten abreisen, das Hotel wurde geschlossen. Eine Testpflicht für Gäste gab es nicht, da es sich um Mitarbeiter*innen handeln soll, die keinen Gästekontakt hatten. Ein freiwilliger Test wurde für Gäste angeboten. Die 100 Mitarbeiter wurden getestet und in eine zweiwöchige Quarantäne geschickt. Das Hotel ist derzeit geschlossen.

Corona-Herbst an der Ostsee

Frankreich

Das Land hat sein erstes Wochenende mit Ausgangssperre hinter sich. Der Terroranschlag vom Freitag hat eventuell auch dafür gesorgt, dass die Menschen disziplinierter mit den vorgegebenen Maßnahmen umgegangen sind.

Österreich

Nach steigenden Zahlen wurden die Vorgaben im Land verschärft. Ab Freitag gibt es eine weitere Kontakteinschränkung. Nur noch 6 Personen dürfen, nach Aussagen des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz auf einer Pressekonferenz heute Morgen, in geschlossenen Räumen zusammentreffen. Im Freien erweitert sich die Zahl auf 12. Weiterhin schloss Kurz eine regionale Verschärfung der Maßnahmen nicht aus. Dazu zählten eine Maskenpflicht im Freien oder Alkoholverbote.

Verschärfte Maßnahmen für Österreich

Slowenien

Für die nächsten 30 Tage wurde ein Pandemie-Notstand ausgerufen. Konkrete Maßnahmen wurden noch nicht angekündigt.

Italien

Hier wurden die Vorschriften ein weiteres Mal verschärft. In der Gastronomie gibt es die Kontakteinschränkung auf maximal 6 Personen. Restaurants und Bars mit Sitzplätzen müssen um Mitternacht schließen, Lokale ohne Sitzplatzangebot bereits um 18 Uhr. Maskenpflicht im Freien und Partyverbot bleiben aufrecht.

Foto aus besseren Zeiten: Verschärfte Maßnahmen in Italien

Fluglotsenstreik in Griechenland

Die Arbeitskampfmaßnahmen haben den Flugverkehr von und nach Griechenland gestern stark beeinträchtigt. Es kam zu Verspätungen von mehreren Stunden. Die Streiks sollen heute fortgesetzt werden. Im Arbeitskampf geht es um mehr Geld und um Aufstockung von Personal.

Kanarische Inseln – Sicherer Flugkorridor?

Wir berichteten am Freitag über die Bestrebungen der Kanaren sogenannte sichere Flugkorridore für Touristen aus Deutschland einzurichten. Insbesondere Inseln mit geringen Infektionszahlen hoffen damit auf Rettung eines Teilgeschäfts. Erste Verhandlungen haben wohl inzwischen begonnen. Die Ein- und Ausreise würde dann mit erheblichem Testaufwand verbunden, sollen aber möglich sein. Die national und regional geltenden Sicherheitsmaßnahmen würden aber auch für Touristen gelten. Die Infektionszahlen auf den Kanaren variieren stark von Insel zu Insel. Die Diskussion bezieht sich vermutlich ausschließlich auf gebuchte Pauschalreisen.

Foto: Turismo de Tenerife

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