Heute habe ich die erste Schlagzeile gelesen, die nach dem Fall der Maskenpflicht fragt. Ich bin normalerweise für Differenzierung und gepflegte Ausdrucksweise, aber hier kann ich nur sagen: Hallo, geht’s noch? Wir alle freuen uns sicher über die ersten Öffnungen. Wir alle freuen uns auf die Chance in diesem Sommer doch ein paar Tage Urlaub machen zu können. Aber wir sind noch lange nicht soweit, dass wir jede Art der Vorsichtsmaßnahmen einfach mal über Bord werfen können.
Urlaub ja, Restaurants und Hotels ja, Kultur ja, aber bitte doch unter Berücksichtigung der immer noch bestehenden Infektionsgefahr und deshalb auch mit entsprechendem Schutz. Keiner hat was davon, wenn die neue Freiheit wieder zurückgefahren werden müsste. „Ich habe fertig!“
Aufbruch allenthalben…
…zu Wasser…
Spanien öffnet alle seine Kreuzfahrthäfen. Flusskreuzfahrten starten in Deutschland ab 7. Juni wieder durch. Selbst in den USA sollen die Schiffe Ende Juni wieder auslaufen. Cruises in Richtung Alaska legen aber nach wie vor nicht in kanadischen Häfen an.
In Florida treibt die Öffnungsmanie schon wieder seltsame Blüten. Die Reedereien möchten möglichst nur geimpfte Passagiere an Bord nehmen. Gouvernor und Staatsparlament in Florida haben, im Gegensatz dazu, beschlossen, dass kein Impfnachweis verlangt werden dürfe. Wahrscheinlich werden hier die Gerichte bemüht und Anwälte verdienen sich eine „goldene Nase“.
In deutschen Landen starten immer mehr Kreuzfahrtschiffe aus Hamburg, Kiel und Warnemünde.
…zu Lande…
Hotelöffnungen sind jetzt fast überall angesagt. Wir berichteten am Montag über die Entscheidungen in Hamburg und die Berliner Planungen. Dort gab es gestern die ersehnte Senatsentscheidung. Hotelöffnungen für Touristen ab 11. Juni und dies sogar ohne Kapazitätsbeschränkungen. Der bereits geöffneten Außengastronomie soll jetzt die Öffnung in Innenräumen folgen. Vorgesehen ist das für den kommenden Freitag. Ab dem Wochenende werden auch wieder Veranstaltungen zugelassen; dies allerdings mit einer Publikumsbeschränkung für Innenräume auf 100 Personen. Draußen dürfen es maximal 500 Teilnehmer sein. Die touristische Infrastruktur in Sachen Museen, Stadtrundgänge, Schiffsausflüge und Sehenswürdigkeiten steht wieder zur Verfügung.
In Baden-Württemberg dürfen jetzt wieder Reisebusse fahren. Die „Gütegemeinschaft Buskomfort (GBK) warnt allerdings vor erheblichen wirtschaftlichen Risiken. Mit der vorgegebenen Maximalauslastung von 50 Prozent sei kein wirtschaftlicher Betrieb zu realisieren.
…und in der Luft
Wegen steigender Buchungszahlen wird Lufthansa weitere Maschinen reaktivieren und aus dem Corona-Schlaf zurückholen. Die Rede ist von 50 Flugzeugen, die wieder in den Betrieb zurückkehren. Die Airline registriert für die Sommermonate eine gut zehnfach höhere Buchungszahl als noch vor vier Wochen. Vorstandsmitglied Harry Hohmeister fordert zudem von der Bundesregierung die zügige Einführung des digitalen Impfpasses. Ansonsten befürchtet er lange Warteschlangen. Mindestens für Europa müsse es außerdem einheitliche Reisebedingungen geben.
Reiseindustrie reduziert Kurzarbeit
Mehrere Veranstalter und Hotelgruppen holen ihre Angestellten aus der Kurzarbeit zurück. Den Anfang machten schon vor etwa zwei Wochen der Veranstalter „Schauinsland-Reisen“ und die Hotel- und Hostelgruppe „A&O“. Jetzt folgen auch Autovermieter, sowie die großen Player wie FTI und TUI. Bei FTI sollen insbesondere die Service-Center hochgefahren werden. Auch die Servicebereiche bei TUI arbeiten wieder weitgehend komplett. Allerdings hat Europas Tourismusmulti die Zahl seiner Mitarbeitenden während der Krise stark reduziert. Von etwas über sechzigtausend Angestellten sind nur 38.000 übriggeblieben. Die Krise hat also bei TUI heftige Spuren hinterlassen.
So ist es kein Wunder, dass das Bündnis „Wir alle sind Touristik – Gemeinsam sind wir stark“ vor zu großen Hoffnungen warnt. Noch sei man nicht über den Berg, betont deren Sprecher Michael Dräger. Das Tourismusfachblatt „fvw/Travel Talk“ zitiert ihn mit der Äußerung:
“Bevor wir wieder unbefangen und offen in eine ‘alte Realität’ kommen, steht allen noch ein weiter Weg bevor”
Reiselust – aber wohin?
Die Buchungszahlen steigen wieder. Aber welche Zielgebiete profitieren davon? Der Deutsche Reiseverband (DRV) beobachtet dabei den anhaltenden Trend zum Urlaub im eigenen Land, sowie bei den direkten Nachbarn in Österreich, der Schweiz und Italien. Allerdings zögen auch die Flugbuchungen an, sagt DRV-Sprecherin Kerstin Heinen. Als Favoriten nennt sie als Top3-Ziele Spanien, Griechenland und die Türkei. Portugal und Kroatien seien ebenfalls sehr gefragt.
Die bisherigen Buchungen entsprechen, bei aller Euphorie, allerdings nur etwa einem Drittel der Reisen, die noch vor der Corona-Krise gemacht wurden. Unterm Strich fehlen also 66 Prozent des bisher gewohnten Buchungsaufkommens. Insbesondere das Fernreisegeschäft liegt noch weitgehend brach, auch wenn es, laut Liste des Auswärtigen Amts inzwischen schon wieder 52 Länder gibt, die nicht mehr mit einer Reisewarnung belegt sind.
EU: Gelockertes „Impf-Handicap“ für Familien?
Die große Frage, die Familien umtreibt ist die ihrer noch nicht geimpften Kinder. Die EU-Kommission will hier jetzt Klarheit schaffen und schlägt folgenden Kompromiss vor: Kinder von geimpften Eltern sollen bei Urlaubsreisen in Europa zumindest von der Quarantänepflicht befreit werden. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine Empfehlung. In der Realisierung seien die Mitgliedsstaaten in ihrer Entscheidung daran nicht gebunden.
Reiseerleichterungen Türkei
Seit gestern ist auch die Einreise in Richtung Türkei leichter geworden. Ein negativer Antigenschnelltest reicht jetzt aus. Gäste aus Deutschland können mit der Vorlage eines negativen Antigenschnelltests, der bei Einreise nicht älter als 48 Stunden ist oder eines negativen PCR-Tests, der bei Einreise nicht älter als 72 Stunden sein darf, einreisen. Für Personen, die vor mindestens 14 Tagen vollständig geimpft wurden, oder einen Nachweis über eine nicht länger als 6 Monate zurückliegende Covid-19-Erkrankung vorweisen, entfällt die Testpflicht komplett.
Die digitale Einreiseanmeldung ist nach wie vor erforderlich und maximal 72 Stunden vor der Einreise über die entsprechende Webseite einzuholen.
Mauritius verlängert Einreisesperre
Das Traumziel im Indischen Ozean will seine Grenzen für Touristen auf keinen Fall vor Ende Juni öffnen. Auch der Flugverkehr soll bis dahin weitgehend eingestellt bleiben. Diese Entscheidung wurde von der Regierung getroffen, obwohl die Infektionszahlen auf Mauritius aktuell verschwindend gering sind. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei rund 6 Infektionen pro einhunderttausend Einwohnern.
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