Condor-Beihilfe gekippt
Was bedrohlich für den Ferienflieger klingt, hat zunächst keinerlei praktische Auswirkungen. Die deutschen Staatshilfen waren im April 2020 von der EU-Kommission genehmigt worden. Ryanair hatte dagegen beim Europäischen Gerichtshof geklagt. Das Gericht gab dem Billigflieger jetzt recht. Begründung: Die Entscheidung der EU-Kommission sei nicht ausreichend begründet. Allerdings erlaubt das Gericht, dass eine akzeptable Begründung nachgereicht werden kann und bis dahin bleibt eine Rückzahlungspflicht von Condor ausgesetzt.
Es geht dabei um zwei staatlich gesicherte Kredite in Höhe von 550 Millionen Euro. Bei Condor reagierte man gelassen. Die Finanzlage sei nicht bedroht und der Vertrag mit dem neuen Investor Attestor ebenfalls nicht. Letztlich wird von Gericht auch nicht die Rechtmäßigkeit einer Staatshilfe verneint, sondern nur eine neue ausreichende Begründung gefordert, da die erste offensichtlich nicht ausreicht. Condor-Chef Ralf Teckentrup sagte in einem Exklusivinterview des Fachmagazins fvw/TravelTalk:
Wir gehen nicht davon aus, dass die Entscheidung des Europäischen Gerichts Einfluss auf den Einstieg von Attestor als Mehrheitseigentümer von Condor haben wird. Für Kunden und Partner ändert sich nichts.
Reisesicherungsfond verabschiedet
Der Bundestag hat die Neufassung des Gesetzes zur Kundengeldabsicherung bei Pauschalreisen in der letzten Nacht final beschlossen. Dabei gab es noch kleine aber wesentliche Änderungen auf Anraten der Ausschüsse für Tourismus, sowie Recht und Verbraucherschutz. Dieses neue Gesetz war von Seiten der Bundesregierung, trotz europäischer Ermahnung, lange Zeit verschleppt worden. Die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook im Herbst 2019 brachte dann die Absicherung an ihre Grenzen. Geschädigte Kunden musste deshalb von staatlicher Seite entschädigt werden.
Der Sicherungsfond
Jetzt wird es einen Reisesicherungsfond geben, in den Veranstalter bis November 2022 mindestens 5 Prozent ihres Umsatzes einzahlen. Dieser Prozentsatz kann, wie ursprünglich geplant, auf 7 Prozent erhöht werden. Bis 2027 soll dann das volle Volumen des Kapitalfonds erreicht werden. Zur Absicherung der Kunden würden dann 750 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Bis zu diesem Zeitpunkt, muss der Staat für eventuelle finanzielle Schäden aus Insolvenzen geradestehen.
Mittelgroße Veranstalter (Umsatz unter 10 Millionen Euro) sind von der Einzahlung in den Fond befreit. Stattdessen können sie sich, wie bisher, per Versicherung oder auch durch eine Bankbürgschaft gegen Insolvenzen absichern. Bei kleinen Veranstaltern (Umsatz unter 3 Millionen Euro) ist die Haftung künftig auf 1 Million Euro begrenzt. Letztlich bleibt es aber den kleineren Veranstaltern überlassen, ob sie in den Sicherungsfond einzahlen oder sich eigenständig absichern. Praktisch sind noch einige Dinge zu klären, wie zum Beispiel die Trägerschaft des Fonds.
Reaktionen
Die ersten Reaktionen der Branche sind allerdings eher kritisch. Der Deutsche Tourismusverband beklagt zum Beispiel eine Benachteiligung von Anbietern mit deutschen Zielen. Norbert Kunz, DTV-Geschäftsführer kritisiert:
Die Interessen von Veranstaltern im Deutschlandtourismus, wie Freizeitparks oder Tourismusorganisationen, deren Schadensrisiko gering ist, wurden nicht ausreichend berücksichtigt. Teure und aufwendige Rückholaktionen spielen innerhalb Deutschlands keine große Rolle. Damit drohen zum Teil deutlich höhere Kosten für die Insolvenzversicherung als bisher.
Der Verband hatte schon in der Diskussionsphase eine bessere Differenzierung eingefordert
Digitaler Impfpass
Es ging schneller als gedacht. Wir berichteten von den Fortschritten am Mittwoch. Gestern kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn an, dass die entsprechenden Apps zur Verfügung stehen und stellte das Verfahren vor. Nachträgliche digitale Impfbestätigungen sollen durch einen QR-Code möglich sein, die von Impfzentren und in Apotheken (ab nächsten Montag) erzeugt werden können. Dieser Code lässt sich dann scannen oder abfotografieren und zu den offiziellen Apps (Corona WarnApp & CovPass) hochladen. Der Code ist EU-konform, die App allerdings nur in deutscher Sprache. Kontrolliert werden soll mit einer weiteren App, die Airlines, Hotels, Gastronomie und Veranstalter, downloaden können
Der Start in den Apotheken wird nach und nach gehen. Welche Apotheke in der Lage sein wird, dies durchzuführen erfährt man ab nächsten Montag auf der Website „Mein Apothekenmanager“. Von Seiten der Hausärzte kam erste Kritik. Noch wisse niemand, wie dieses Verfahren in den Arztpraxen realisiert werden soll, denn noch wisse niemand, wie der entsprechende QR-Code generiert wird.
Die Registrierung soll für den Bürger kostenlos sein. Apotheken und Ärzte sollen dafür Geld vom Gesundheitsministerium bekommen. Bei der Registrierung in der Apotheke ist die Vorlage des gelben Impfpasses und des Personalausweises erforderlich.
Dänemark: Weitere Erleichterungen
In Dänemark wird die Maskenpflicht ab nächsten Montag weitgehend aufgehoben. Nur noch im öffentliche Nahverkehr bleibt sie, für den Fall, dass man in Bahn oder Bus stehen muss. Ab heute dürfen Restaurants und andere Gastronomiebetriebe bis Mitternacht öffnen. Der Verkauf von Alkohol am späten Abend wird ebenfalls gelockert. Wir berichteten am bereits am Montag: Für deutsche Urlauber gibt es keine Quarantänepflicht mehr. Die Vorlage eines negativen Tests, der nach der Einreise noch einmal durchgeführt werden muss ist allerdings vorgeschrieben. Letzteres gilt auch für bereits geimpfte oder genesene Personen.
Nachhaltigkeit wird Thema
Dies gilt noch nicht in allen touristischen Gebieten und Angeboten, aber auch „Leuchttürme“ können etwas bewegen: Nachdenken und überprüfen, gefolgt von eigener Initiative.
Portugal: Hotelgruppe wird aktiv
Gästen der portugiesischen Vila Galé-Hotels, die per E-Auto anreisen, kommen in den Genuss von Ladestationen in fast allen. Die Ladeleistung von 7,4 kW ist noch bescheiden, allerdings gibt es den Strom vergleichsweise günstig. Pro Lademinute fallen nur 0,015 Euro zuzüglich der Mehrwertsteuer an. Selbstredend soll es „grüner“ Strom sein, der zur Verfügung steht. Dies soll auch sichergestellt werden durch die Produktion des Strombedarfs über eigene Photovoltaik-Anlagen. Angestrebt wird hierbei auch die Versorgung des gesamten Hotels mit Solarstrom.
Zwei Hotels sind inzwischen komplett papier- und plastikfrei. Warmwasser, Heizung und Hallenbäder werden weitgehend mit Hilfe von Solarkollektoren erwärmt, und für die Bewässerung der Gärten kommt zum großen Teil Regenwasser oder wiederaufbereitetes Brauchwasser zum Einsatz. Im Hotel „Vila Galé Albacora“ im Naturpark Ria Formosa an der Algarve werden auch die Gäste aktiv für den Umweltschutz mobilisiert. Sie können nicht nur an Birdwatching-Ausflügen oder Touren zu wilden Delphinen teilnehmen, sondern sind mehrmals im Jahr dazu aufgerufen, gemeinsam mit den Hotelmitarbeitern die Strände des sensiblen Naturreservats von angeschwemmtem Unrat zu befreien.
Cornwall: E-Fähre
Zum G7-Gipfel versucht die Region auch durch Nachhaltigkeit auf sich aufmerksam zu machen.
Auf dem Fluss Fal hat man eine „grüne“ Fähre mit Hybridmotor und hochmodernen Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, getestet und betreibt sie jetzt kommerziell erfolgreich. Fal River Cornwall (Cornwall Ferries Ltd.) hat seine klassische Holzfähre „Kingsley II“, die ursprünglich 1934 von Percy Mitchell in South Cornwall gebaut wurde, dafür einem Team von erfahrenen Ingenieuren von REAPsystems zur Verfügung gestellt. Dies ist der erste Hybrid-Diesel-Elektromotor, der in Großbritannien auf einer Passagierfähre dieser Größenordnung nachgerüstet wurde.
Das G7-Treffen hat als eine seiner Hauptprioritäten den Klimanotfall und die Vereinbarung von Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen. In Cornwall hat Fal River Cornwall, ein kleines familiengeführtes Fährunternehmen, mit weltweiten Experten zusammengearbeitet, um saubere maritime Antriebssysteme und andere umweltfreundliche Initiativen zu testen, die erhebliche globale Auswirkungen auf die Emissionsreduzierung im Seeverkehr haben können.
Die Fähre wurde im Sommer 2019 erfolgreich entlang des Flusses Fal zwischen den Häfen von St. Mawes und Trelissick mit Tausenden von Passagieren betrieben. Das Antriebssystem läuft im Sonderschutzgebiet in St. Mawes und im Oberlauf des Fal ausschließlich elektrisch und reduziert so CO2-Emissionen, Lärm- und lokale Abgasbelastung.
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