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Das Projekt, eine musikalische Reise in die Musik der US-Südstaaten zu beschreiben, lag eine Weile auf Eis. Jetzt geht es aber endgültig weiter. Bis wohin hatten wir uns vorgearbeitet? Da war New Orleans und der Jazz, Jackson, Mississippi mit Bürgerrechten und einer großen Bluescompany namens Malaco. Indianola mit Grabstätte von und Museum über B.B. King. Cleveland mit dem Grammy Museum of Mississippi und den Dockery Farms. Clarksdale mit einer der verbürgten Stätten, von denen man sagt, hier sei es richtig losgegangen mit dem Blues. Und dann kam die Stadt, die Alles noch weitergetragen hat. Die Stadt in der man mit den Sun-Studios einen der Geburtsstätten des Rock’n-Roll findet und nur ein paar Kilometer weiter, die Erinnerung an eins der größten Soul-Musiklabels der Welt. Stax. – All das und noch viel mehr bietet eine der US-Musik-Metropolen. In dieser Stadt nimmt der Roadtrip wieder Fahrt auf: Memphis, Tennessee. Es ist der dritte Teil des Music-Roadtrips, der in dieser Stadt spielt. Das deutet auf die Bedeutung der Metropole am Mississippi in Sachen Musik hin.
Ohne Memphis keine amerikanische Musikkultur
Diesen Anspruch erheben sicher noch viele weitere Städte in den USA, zurecht. Trotzdem hat Memphis etwas Besonderes. Die komplette amerikanische Popmusik basiert auf Jazz und Blues. Der Blues wiederum findet seine Wurzeln in Gospels und Spirituals. Auf dem Blues beruhen die Weiterentwicklungen in Richtung Rock’n-Roll und Soul und die musikalischen Einflüsse auf Schwarze wie Weiße. Eigentlich muss man eher sagen, die musikalischen Einflüsse von Schwarzen auf Weiße. Das erscheint mir korrekter und logisch. – Genau dieses Zusammentreffen der Menschen startet mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in der ersten Großstadt nordöstlich des Mississippi-Deltas. Arme Schlucker, schwarze Baumwollpflücker und befreite Sklaven kommen nach Memphis und bringen ihre Musik mit.
“Vater des Blues” !?!
Ein Mann namens W.C. Handy lässt sich den Blues “patentieren”. Seit 1909 lebt er in Memphis, eröffnet eine Musikagentur, komponiert Bluessongs. Kritische, durchaus fachkundige, Menschen unterstellen ihm, dass er auch Songs von anderen Musikern in Notenform gebracht und als seine eigenen verkauft habe. Handy jedenfalls eröffnet ein Büro auf der Beale Street, dem schwarzen, kommerziellen Zentrum von Memphis. Mit seinen Geschäften wird er wohlhabend und erwirbt sich den Beinamen “Vater des Blues”. Er ist der Erste, der versucht, den Blues zu dokumentieren. Sein Titel “Memphis Blues” (1912) gilt als der erste veröffentlichte Bluessong der Welt, sein “St. Louis Blues” wird einer der bekanntesten Bluessongs der 1920er Jahre. Dies verdankt er sicher auch Bessie Smith und Louis Armstron, die diesen Titel aufnehmen. Auch wenn er schon 1917 nach New York City umzieht, wird er zur Legende in Memphis. Seine Statue steht am Eingang zum “W.C. Handy – Park”, direkt an der Beale Street.
Beale Street – die Lebensader der schwarzen Bevölkerung
Dort wo heute die Touristen auf- und abschlendern war einst die Hauptgeschäftsstraße der schwarzen Bevölkerung. Mit Historiker und Stadtführer Jimmy Ogle habe ich die Beale Street und deren wechselvolle Geschichte erkundet. Im Podcast erzählt Jimmy vom Auf und Ab der Straße, die heute jährlich 4 Millionen Touristen anzieht. Er berichtet auch von ihrem Niedergang nach Aufhebung der Rassentrennung und dem Zeitraum der wohl dunkelsten Geschichte der Beale Street zwischen 1970 und 1983. Erst mit dem Beginn der 1990er Jahre beginnt sich “Beale-Street” zu erholen. Zu verdanken ist das sicher dem “King of Blues”, B.B. King, der 1991 seinen Blues-Club genau dort eröffnete.
Achtung: Memphis
Memphis kämpft, trotz aller Verbesserungen, noch heute. Beale-Street ist sicher und auch auf der Main Street kann man abends wieder spazieren gehen, wenn man nicht die herrlich alten, aufpolierten Straßenbahnen benutzen möchte. Jenseits dieses Dreiecks, wird die Stadt auch heute noch schnell sehr “dunkel” und vermittelt kein großes Sicherheitsgefühl. Ist so. Für den Abendausflug sind Uber und Taxi für viele Ecken in Memphis Pflicht.
“The Blues are the Roots, the Rest are the Fruits”
“Der Blues ist die Wurzel – der Rest sind die Früchte”. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die amerikanische “Blues Foundation” ihren Sitz in Memphis hat. – Dort bin ich mit Präsidentin Barbara B. Newman verabredet. Ob sie mir noch Neues erzählen kann nach all den intensiven Tagen? Sie kann und sei es, darauf hinzuweisen, dass ein Besuch in Memphis unvollständig ist ohne den Besuch der “Blues – Hall of Fame”. Sie ordnet die Zusammenhänge noch einmal ein, sie berichtet von der Arbeit der Blues Foundation und gibt mir eine Einweisung in die “Blues – Hall of Fame” – (Podcast!) – Dort findet man berühmte oder weniger berühmte Namen und mit ein paar gedrückten Knöpfen oder Klicks, kann man Biografien lesen, Bilder anschauen und natürlich Musik hören. Ich hätte Stunden dort verbringen können.
Martin Luther King jr.
Die Zeit ist zu kurz, denke ich noch, denn die nächste Station soll das Lorraine Motel sein, das Gebäude, vor dem Dr. Martin Luther King jr. am 4. April 1968 erschossen wurde. Heute beherbergt das Gebäude, im Originalzustand, das National Civil Rights Museum. Ich muss feststellen, dass Dienstag ist und dienstags ist geschlossen. So bleiben nur ein Foto und das, was mir Jimmy Ogle in der Beale Street über Dr. King erzählt hat, erzählt über seine letzten Tage und Aktivitäten in Memphis. (Podcast!)
“Royal Black Music”
Über Memphis strahlt die Sonne vom dunkelblauen Himmel. Die Temperatur meines Besuchstags liegt bei 36 Grad und ich möchte noch das Studio kennenlernen, in dem ein weiterer Musiker, Bürger von Memphis und heute Geistlicher seine Musik aufgenommen hat. – Dieses Studio liegt, genauso wie das Stax-Museum im südlichen Stadtteil Trigg. Es existiert noch und arbeitet im Gegensatz zu den Touristenattraktionen SUN und STAX immer noch ausschließlich als Studio. Für Touristen gibt es selten eine Chance, dort Zutritt zu bekommen. Umso mehr freue ich mich die heiligen Hallen zu betreten, in denen Al Green (“Let’s Stay Together”) all seine Hits produziert hat.
Die Royal Studios liegen am Willie Mitchell Boulevard. Die Straße hieß früher anders, denn Willie Mitchell hat Royal und das Plattenlabel HI-RECORDS weltberühmt gemacht. Nach seinem Tod vor knapp 10 Jahren führen seine Söhne Archie und Boo, eigentlich Lawrence, die Geschäfte.
Die musikalische Plauderstunde mit Boo (Podcast!) ist wundervoll und hätte gerne noch ein Stündchen länger dauern können. Er hat so viel zu erzählen über die Aufbauarbeit seines Vaters, über das Studio, das Plattenlabel “Hi Records” und über die großen Stars, die hier ein- und ausgegangen sind (z.B. Al Green, Chuck Berry, Ike & Tina Turner, Rod Stewart, Tom Jones) und nach wie vor zum Produzieren kommen (Dee Dee Bridgewater, Melissa Etheridge, Keb Mo, Snoop Dog…). Wir sprechen auch über die Zukunft der schawrzen Musik. Boo meint, sie werde immer erfolgreicher werden, auch wenn sich Zeiten und Sound ändern. Ich merke noch an “Gute Musik, jenseits nach der Frage der Hautfarbe” – Die Antwort von Boo ist kurz und auf den Punkt: “Amen!”
Meine Memphis TOP-FIVE:
1. Beale Street (tagsüber und abends) Musik und Restaurants
2. Blues Hall of Fame (421 South Main Street)
3. Sun Studio (706 Union Avenue)
4. Stax Museum (926 McLemore Avenue) – Sicherheits-Tipp: nehmt Taxi oder Uber zur Anreise
5. Ittabena – Fine Dining in B.B. Kings Blues Club (143 Beale Street) – Reservierung empfohlen!
…und Elvis?
…das ist die nächste Geschichte. “Meeting Elvis” in Graceland (Memphis) und in seiner Geburtsstadt Tupelo, Mississippi. Das kommt in Teil 9 des Music-Roadtrips.
Information:
Hinweis:
Die Reise und Recherche wurde unterstützt von Condor (50% Flugpreisreduktion), Alamo Rent-A-Car (50% Rabatt) sowie den Tourismusorganisationen von Mississippi, Tennessee und Alabama (Hotelunterkünfte und Rechercheunterstützung) – Diese Recherchehilfe hat keinen Einfluss auf eine unabhängige Berichterstattung!
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