DRR News 10.09.20 – Reisewarnungsende: Folgen & Reaktionen / Neue Risikogebiete

Kanzleramt, Berlin - Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Allgemeine Reisewarnung fällt zum Oktober

Die Bundesregierung hat gestern das Ende der allgemeinen, pauschalen Reisewarnungen angekündigt. Dies soll am 1. Oktober Wirklichkeit werden, bis dahin bleibt es bei der derzeitigen Regelung.

Danach sollen differenzierte Reisewarnungen erfolgen. Dies bedeutet, dass ab dann die Einordnung von Ländern und Reisezielen als Risikogebiet gelten wird. Dies ist zunächst eine positive Entwicklung für den Tourismus, weil sie mehr Möglichkeiten bieten könnte. Allerdings muss dann auch eine sichere und schnelle Kommunikation gewährleistet werden. Wichtige Aspekte der neuen Regelung:

Allen, Kunden wie Reiseanbietern, muss klar sein, dass jetzt eine Zeit der größeren, schnelleren und regionalen Veränderungen ins Haus stehen kann.

Die RKI-Liste der Risikogebiete ist derzeit lang. Daran wird sich kurzfristig vermutlich auch nicht viel ändern.   

Die Ernennung zum Risikogebiet wird künftig automatisch eine Reisewarnung auslösen. Eine Reisewarnung berechtigt Kunden wiederum zur kostenfreien Stornierung von Pauschalreisen.

Länder, die nicht auf der Risikoliste stehen, aber keine Einreise ermöglichen, werden weiterhin nicht „bereisbar“ sein.

Zumindest der Reiseradio-Redaktion ist nicht klar, ob die neue Regelung dann auch für Corona-Hotspots im Inland gelten soll. Könnte mit der Differenzierung dann auch die Gefahr drohen, dass regionalen deutschen Hotspots eine Einordnung als Risikogebiet mit automatischer Reisewarnung droht? Grundsätzlich wird sich erst weisen, ob die Situation eine Verbesserung oder größeres Durcheinander erzeugt.

Der Arbeitsaufwand, insbesondere für Reisebüros sowie kleine und mittlere Veranstalter wird absehbar steigen.

Die Verunsicherung von Urlaubern könnte, je nach Risikogebietsentwicklung, wachsen.

DRV – Stellungnahme

In einer Pressemitteilung erklärte der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig:

„Das ist ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung, da die pauschale Warnung durch einzelne Reisehinweise ersetzt wird. Faktisch ändert sich für die Kunden und die Reisewirtschaft leider nur wenig. Es bleibt die Ungewissheit, wann wieder gereist werden kann und wann Unternehmer und Beschäftigte wieder etwas für ihren Lebensunterhalt verdienen können“

Fiebig appellierte an das Auswärtige Amt und die gesamte Bundesregierung, nach dem 1. Oktober ganz genau auf einzelne Länder, Regionen, Gemeinden und Orte zu schauen und sehr dezidiert das Infektionsgeschehen in diesen jeweiligen Regionen und Landstrichen zu betrachten. Nur diejenigen Orte und Landkreise, die den Grenzwert des RKI überschreiten, sollten als Risikogebiet ausgewiesen werden und somit dann auch mit einer Reisewarnung belegt sein – der Rest einer Region eines Landes nicht. Das Auswärtige Amt müsse bei den Reisewarnungen unbedingt Augenmaß behalten.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Hohes Sicherheitsbedürfnis der deutschen Urlauber

Nach einer Umfrage des Versicherers Allianz Partners vom Juli legen Urlauber großen Wert auf gesundheitliche Sicherheit am Ferienort.

Allianz Partners Deutschland CEO Jacob Fuest sagte dazu:

„Die Corona-Pandemie stellt die Touristikbranche vor schwerwiegende Herausforderungen. Dennoch stimmt uns optimistisch, dass die Lust der Deutschen auf das Reisen weiterhin sehr groß ist. Nur das Reiseverhalten hat sich abrupt verändert. Heimaturlaub boomt, es gilt Auto statt Flugzeug und vor allem Sicherheit geht vor. Es bleibt abzuwarten, welcher dieser Trends sich langfristig durchsetzen wird.”

Folgende Facts weist die Studie, bei der Anfang Juli 500 Deutsche über 18 Jahren befragt wurden, weiterhin aus:

Vor Corona war jedem fünften der Befragten (21,8 Prozent) Sicherheit im Urlaub wichtig, nun jedem dritten (33,8 Prozent). Ähnlich verhält es sich beim Thema medizinische Versorgung: Das Bedürfnis nach guter medizinischer Versorgung stieg durch die Pandemie von 17,8 auf 31 Prozent. Jeder vierte (23,4 Prozent) will im Urlaub die Möglichkeit haben, andere Touristen und große Gruppen zu meiden. Vor Covid-19 war es nur jeder achte (12,8 Prozent). (…) Fast jeder vierte Deutsche (22,8 Prozent) hat vor dem Ausbruch von Covid-19 keine Reiserücktritts- und Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, möchte dies aber bei zukünftigen Reisen machen.

Risikogebiete: Aktuelle Änderungen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat gestern Abend neue Risikogebiete innerhalb Europas ausgewiesen. Diese Liste gibt auch einen kleinen Einblick, wie sich (auch ab dem 1. Oktober) die Risikosituation täglich verändern kann.

Frankreich:

Es gelten nun auch die Regionen Occitanie, Nouvelle-Aquitaine, Auvergne-Rhone-Alpes sowie Korsika als Risikogebiete.

Schweiz:

Die Kantone Genf und Waadt (Vaud) gelten als Risikogebiete.

Kroatien:

Es gelten nun auch die Gespanschaften Dubrovnik-Neretva und Pozega-Slavonia als Risikogebiete.

Tschechien:

Die Stadtregion Prag gilt als Risikogebiet.

Risikogebiet: Stadtbezirk Prag

Rumänien:

Der Kreis Iasi gilt nun auch als Risikogebiet.

Rücknahme der Risikogebietswarnung:

Das Oblast Dobritch in Bulgarien und die Kreise Bucau, Galati und Vrancea in Rumänien gelten nicht mehr als Risikogebiete.

Die Gesamteinordnung weltweit ist auf der Website des RKI nachlesbar. Die Liste weist im Moment rund 160 Risikogebiete aus.

Hier ist der Link zur RKI-Liste!

 

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