D-RR News 28.10.20 – Maßnahmen / Großdemo / Kanaren / Selbsthilfe

Bedrohte Baumriesen: Brände in California - Foto: Rüdiger Edelmann /ttb-media TON-TEXT-BILD

Wie sehen unsere Einschränkungen aus?

Die Infektionszahlen in Deutschland steigen unaufhörlich weiter. Das Robert-Koch-Institut meldet 14.964 Neuinfektionen gestern. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer beraten heute über anstehende Maßnahmen. Das, was bisher durchgesickert ist, stimmt nicht gerade fröhlich. Allerdings, im März gab es lediglich Diskussionen darüber, dass die Regierung zu langsam reagiere und alle warteten (zugegeben mit Bange) auf Maßnahmen. Jetzt ist der Stand der Neuinfektionen weit über der Zahl von März. Droht deshalb ein wirklicher Lockdown im Land? Dies als Gedankenanregung im Vorfeld der heutigen Reiseradio-News.

Protestdemonstration in Berlin

Die Organisationen aus den Bereichen Tourismus, Transport, Hotels, Gastronomie, Kultur und Eventveranstaltungen protestieren heute in Berlin gegen die, wie sie sagen, nicht gerechtfertigten Einschränkungen ihrer Geschäftsbetriebe. Angesichts weitreichender Vorsorgemaßnahmen in den letzten Monaten entspräche dies einem harten Schlag ins Gesicht. Ein erneuter Lockdown, Reise- und Beherbergungsverbote, Restaurantschließungen und Sperrstunden bedeute für einen großen Wirtschaftszweig die Bedrohung der Existenz. Alleine in der Reisebranche lägen die Einnahmeausfälle bis zum Ende des Jahres derzeit schon bei rund 28 Milliarden Euro, betonte DRV-Präsident Norbert Fiebig im Vorfeld der heutigen Großdemonstration. – Ob die zeitliche Überschneidung von Protest mit der Sitzung über einen Maßnahmenkatalog zum Kampf gegen Corona geschickt ist, sei dahingestellt.

Tourismusbeauftragter warnt vor Lockdown in der Reisebranche

Thomas Bareiß sagte gestern in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“, eine erneute komplette Reisewarnung wäre schädlich für die Reisewirtschaft. Auf die Frage zur potentiellen Gefährlichkeit des Reisens antwortete er:

„Die aktuelle Entwicklung macht uns natürlich große Sorgen. Trotzdem darf man nicht die ganze Tourismusbranche stigmatisieren. Wir haben die letzten Monate viel dazu gelernt und wissen, mit pauschalen Maßnahmen kommen wir nicht weiter. Wir wollen bewusst differenziert und faktenbasiert vorgehen, damit auch sicheres Reisen weiter möglich ist. Fest steht, dass man Urlaube in Risikoregionen vermeiden muss.“

Bezogen auf Europäische Reiseziele käme dies allerdings einem Lockdown gleich. Lediglich Griechenland, Zypern und die Kanarischen Inseln sind derzeit kein Risikogebiet und unterliegen keiner Reisewarnung.

Kanaren-Nachfrageschub

Foto: Turismo de Tenerife

Die viel zitierte Reiselust der Deutschen zeigt sich in ersten Zahlen nach Aufhebung der Reisewarnung für die Kanarischen Inseln. Die wöchentliche Auswertung der Nachfragezahlen durch „TravelTrend“ (Nachfrage vom 19.-25.10.) zeigt für Spanien (und damit die Kanaren) ein Nachfrageplus von 86 Prozent. Alle anderen Reisegebiete liegen deutlich im Minus. Der Inlandstourismus ist um ein Drittel eingebrochen. Für Österreich liegen die Nachfragezahlen bei -20 Prozent, für Griechenland gar bei -43%. Diese Zahlen beziehen sich lediglich auf Nachfrage, nicht aber auf getätigte Buchungen.

Niederlande mit Quarantäne-Vorschriften

Seit heute ist die Einreise in die Niederlande aus den deutschen Städte Berlin, Frankfurt/Main, Bremen, München, Düsseldorf, Köln, Aachen, Stuttgart, Essen und Mannheim (alle Risikogebiet) nur möglich, wenn sich Reisende bei Einreise in für zehn Tage in Hausquarantäne begeben. Dies gilt auch für Niederländer, die in diesen Städten waren und wieder nach Hause wollen. Die Regelung gilt nicht, wenn die Städte lediglich durchfahren wurden oder wenn ohne Aufenthalt von dortigen Flughäfen (inkl. Transit) die Reise in die Niederlande angetreten wird.

Neue Quarantänevorschriften für die Niederlande – Hier: Alkmaar, Noord-Holland

Selbsthilfe, Hilfe und Ideenkonzepte

Die Tourismusbranche hat letztlich kaum Zeit zum Klagen, denn es stehen zu viele ungelöste Probleme an. Viele Anbieter entwickeln deshalb neue Konzepte und Alternativen zu dem Geschäft, das nicht funktionieren kann oder darf.

Robinson Club by TUI wirbt mit Home-Office Zimmern in seinen Clubanlagen unter dem Titel „Worcation@Robinson“. Man startet mit dem Arbeitsurlaubsangebot testweise in einer Clubanlage in Portugal. Versprochen werden: Ruhigere Zimmer, ein extra Arbeitsraum neben dem Schlafzimmer mit Schreibtisch und ergonomischer Bestuhlung, schnelle Internetanbindung und gegebenenfalls eine entsprechende IT-Unterstützung. Ansprechen will man Langzeitgäste. Der Preis pro Tag soll schon bei 67 Euro pro Person im Doppelzimmer beginnen. Was verlockend klingt, muss mann und frau sich aber auch leisten können.

Taruk-Reisen war bisher Spezialist für Fernreisen in Kleingruppen. Für das nächste Jahr hat der Veranstalter erstmals einen Katalog mit Reisen innerhalb Europas aufgelegt. Ähnliche Angebote gab es in diesem Jahr auch schon bei den Studienreiseveranstaltern Gebeco-Reisen und Studiosus.

America Unlimited hat mit „Corocierge-Reisen“ ein neues Produkt geschaffen. Die Reisespezialisten in Hannover arrangieren maßgeschneiderte Pauschalreisen in Regionen, die keiner Reisewarnung unterliegen bzw. wo die Einreise nur mit wenigen organisatorischen Einschränkungen möglich ist. Geschäftsführer Timo Kohlenberg zeigte sich im Reiseradio-Podcast zufrieden über die Nachfrage und erklärt wie das Angebot funktioniert.

Die Website von Corocierge-Reisen (Screenshot)

Beherbergungsverbot schwindet fast ganz

Jetzt hat auch das Oberverwaltungsgericht Magdeburg die Regelung für Sachsen-Anhalt außer Vollzug gesetzt. Damit gilt das Beherbergungsverbot letztlich nur noch im Stadtstaat Hamburg.

Airline-Nachrichten

Lufthansa will vier weitere Airbus A350 von München nach Frankfurt verlegen. Die Airline will damit Langstrecken kostengünstiger bedienen als mit A340 oder der Boeing 747-8.

Hoffnung der Zukunft? – A 350 Foto: Lufthansa

Green Airlines startet am 1. November seinen Linienbetrieb zwischen Karlsruhe/Baden-Baden und Berlin. Gleichzeitig kündigt die frischgebackene, umweltorientierte Gesellschaft Ausbaupläne für den Flughafen Paderborn an. Im nächsten Jahr soll es von dort Linienanbindungen nach Zürich geben.

Easyjet versucht erfolgreich mehr Liquidität zu erzielen. Die Barreserven wurden durch das Prinzip „Sale & Lease Back“ erzielt. Der Billigflieger hat insgesamt neun eigene Flugzeuge an eine Leasinggesellschaft verkauft und sie sofort zurückgeleast. Auf diese Weise kamen fast 400 Millionen US-Dollar in die Kasse. Die Leasinggebühren für die neun Airbus A320 gibt Easyjet mit jährlich 15 Millionen britischen Pfund an.

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