D-RR News 08.01.24 – Blockiert, festgefahren, notgelandet

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Kommentar: Blockierter Wurm drin?

Rüdiger Edelmann – Foto: Holger Leue

Um unsere Mobilität ist es zurzeit schlecht bestellt. Autobahnen, Bundesstraßen und Hauptzugangsverbindungen blockiert. Die Bahn streikt ab Mittwoch und im Flugverkehr holt Boeing die wievielte Krise in Sachen 737-MAX ein.

Normalerweise würde das niemand beklatschen. Das ist derzeit allerdings anders. Deutschland entdeckt plötzlich den Protest, der im letzten Jahr noch dafür sorgte, den betroffenen Bürger, nach hartem Durchgreifen schreien zu lassen. Wo liegt der Unterschied zwischen einer Traktor- und einer Klimakleberblockade? Schaut man so drauf, findet sich keiner, außer man unterscheidet nach Gutsherrenart, wer gut ist und wer böse.

Argumente

Wer politisch argumentiert, kommt rasch ins gleiche Dilemma. Was schadet uns mehr? „Grün-Woke-Linksversiffte“ Klimakleber oder – wie Extremismusforscher Matthias Quent warnt – Gruppen aus dem rechtsextremen Spektrum, die versuchten die aktuellen Proteste von Landwirten für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Eine ähnliche Fragestellung stellt sich beim Tarifkonflikt der Bahn. Darf die Bahn, Gewerkschaftsinteressen als übertrieben ablehnen oder umgekehrt eine kleine Gewerkschaft den kompletten Bahnverkehr lahm legen? Frage für einen Freund 😉.

Wirtschaft

Und wer wirtschaftlich argumentiert: Was bitte nutzen uns diese Aktionen? Nix. Sie verursachen wirtschaftlichen Schaden.

Eine letzte Frage: Ist sich jeder bewusst darüber, der vehement staatliche Subventionen einfordert, dass der Staat eigentlich wir sind und dass wir es anschließend bezahlen müssen? Völlig gleich ob Dieselbesteuerung der Landwirte, Folgen des Klimawandels, verkehrstechnische Fehlplanung oder die Forderung nach der 35 Stunden Woche im Schichtbetrieb der Bahn. All diese Probleme sind nicht neu, wurden über Jahrzehnte gekonnt ignoriert. Nun fahren wir uns fest, genauso wie der Traktor heute Morgen im badischen Kreisverkehr.

Politik

Nun aber soll eine Politik schuld sein, der marode Bahngleise, teure Agrarsubventionen, das sich massiv wandelnde Klima, das Erstarken rechtsradikaler Politik auf die Füße gefallen sind. Nein, die Ampel hat sich das NICHT ausgedacht. – Sie ist nicht zu beneiden unsere, zugegeben recht chaotische, Regierung in Berlin.

Über die gleichzeitig begonnenen Kriege in der Ukraine und in Nahost, die Zuspitzung im Kampf um wirtschaftliche Weltüberlegenheit und Diktatoren auf dem Vormarsch möchte ich mich gar nicht äußern.

Geschichtslektion

Ampel ausschalten steht vollmundig auf Plakaten. Neuwahlen werden die Probleme nicht lösen, AfD-Regierungen schon überhaupt nicht. Historisch gesehen stehen wir – ziemlich gut vergleichbar wieder bei 1931/32. Möge sich 33 nicht wiederholen. Auch weil dann Sense ist mit Protesten.


Bahnstreik

Bahnstreik, GDL und Antrag auf einstweilige Verfügung – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Gewerkschaft GDL hat gestern Abend ihre Streikpläne für diese Woche bekanntgegeben.

Die GDL-Mitglieder bei der Deutschen Bahn AG, Transdev und City Bahn Chemnitz werden aufgerufen, vom 10. Januar um 2 Uhr, bis zum 12. Januar um 18 Uhr ihre Arbeit niederzulegen. Die Arbeitsniederlegung bei DB Cargo beginnt bereits am 9. Januar um 18 Uhr.

Die Verhandlungen mit der DB AG sind am 24. November 2023 wegen der Verweigerungshaltung des Staatskonzerns gescheitert, Gespräche über legitime Kernforderungen mit der GDL zu führen.

Der DB-Konzern hat den Weihnachtsfrieden nicht genutzt, um mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen entgegenzuwirken. Überdies wirft die DB mit der gegen die GDL eingereichten Feststellungsklage vor den Landgericht Hessen eine weitere Nebelkerze. Die fälschliche Unterstellung, wonach die GDL bei der Fair Train e.G. Arbeitgeber und Gewerkschaft gleichermaßen sei, zeigt erneut die Verzweiflung eines sozialfremden Arbeitgebers, der kein noch so abwegiges Mittel scheut, um die starke GDL zu eliminieren.

Die Deutsche Bahn wiederum erklärte:

Die DB ist bereit zu Kompromissen. Es ist jetzt an der Zeit, wieder zu verhandeln. Die GDL-Spitze hat überzogen, sie muss sich endlich besinnen.

Festgefahren

Das klingt nach ziemlich festgefahrener Argumentation. Fest steht zumindest, dass sich Pendler, Geschäftsreisende und auch Urlauber in den nächsten Tagen auf Chaos einstellen müssen. Ein Notfallfahrplan wird ziemlich sicher nur ein Bruchteil der notwendigen Verbindungen realisieren können. Die Bahn hat zusätzlich dazu aufgerufen, nicht notwendige Reisen unbedingt zu verschieben. Zusätzlich sind während des Streiks Zugbindungen aufgehoben und auch die Fahrt zum Ziel über eine andere Routenführung ist möglich. Nicht genutzte Tickets können kostenfrei storniert werden.

Geklagt

Die Deutsche Bahn hat gegen den Streik eine einstweilige Verfügung zum Streikstopp beantragt. Das Arbeitsgericht Frankfurt muss sich jetzt mit diesem Eilantrag befassen und entscheiden.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Geplant

Die große Frage ist allerdings, wie es in Arbeitskampf und Streikverhalten in den nächsten Wochen weitergeht. Eine verlässliche Terminplanung (nicht alles lässt sich online erledigen) wird damit so gut wie unmöglich, da derzeit durch die Proteste der Bauern auch die Anreise per Auto schwierig werden kann.

Boeing hat Probleme

Der amerikanische Flugzeugbauer steht, wieder einmal, mit dem Rücken zur Wand. Der Flugunfall einer Boeing 737-9 MAX am vergangenen Freitag stellt einmal mehr das Qualitätsmanagement des Konzerns in Frage.

737 MAX – Foto: Boeing

Alaska Airlines Notlandung

Die brandneue Maschine von Alaska Airlines hatte während des Flugs von Portland (Oregon) nach Ontario (California) in knapp 5.000 Meter Höhe ein Fenster samt eines Teils der Außenwand verloren. Die Maschine drehte um und musste in Portland notlanden. In der Flugzeugkabine kam es zu einem Druckabfall. Glücklicherweise war der betroffene Fensterplatz nicht besetzt. Der auf dem mittleren Platz sitzende jugendliche Passagier wurde verletzt. Der Luftstrom hatte zudem sein Hemd zerfetzt und aus der Maschine gesogen. Glücklicherweise gab es keine weiteren Verletzten.

Startverbot

Alaska Airlines hatte unmittelbar ein Flugverbot für alle 65 Maschinen dieses Typs erlassen, um eine technische Überprüfung durchzuführen. Weitere Fluggesellschaften folgten diesem Beispiel. Am Wochenende hat die, sonst eher zögerlich agierende, amerikanische Luftfahrtbehörde FAA ein Startverbot für die 737-9 MAX erlassen. Die entsprechenden Maschinen dürfen erst nach einer technischen Überprüfung wieder in die Luft. Betroffen davon sind einige US-Fluggesellschaften, u.a. United Airlines.

Maschinen von Alaska Airlines und United am Flughafen Los Angeles (LAX) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Max in Europa?

Der Typ 9 der 737-MAX ist in Europa nicht im Einsatz. Dort fliegen 737-8 MAX für Ryanair, Sun Express und TUIfly. Dieser Maschinentyp sei, laut der EU-Luftfahrtbehörde Easa nicht betroffen.

Schnee am Puig Major

Dauert noch bis zur Mandelblüte auf Mallorca – Foto: DER-Touristik

Wie das „Mallorca-Magazin“ berichtet, gab es am Wochenende Schneefälle in den Bergen der Baleareninsel. „Droben aufm Berg“ liegen 5 Zentimeter. Unterhalb der Schneegrenze von 800 Metern kam es zu heftigen Regenfällen von bis zu 78 Litern pro Quadratmeter.

An der Küste fegte ein heftiger Sturm mit Windgeschwindigkeiten um 70 km/h. Die Wellen waren teilweise bis zu drei Meter hoch. Für heute ist Nachfrost angekündigt. Die Temperaturen liegen nur noch im einstelligen Bereich.

Urlaub 2024

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Was sich (höre Reiseradio-Jahresbilanz) bereits im letzten Jahr abzeichnete, wird wohl auch in diesem Jahr Gültigkeit behalten. Nach Aussage des Deutschen Reiseverbands (DRV) rechnet die Branche zwar mit steigenden Umsätzen. Allerdings wird dieser Umsatz auch 2024 wieder von weniger Urlaubern erwirtschaftet werden. DRV-Präsident Norbert Fiebig betont:

Offenkundig konnten sich schon 2023 viele Bundesbürger aufgrund gestiegener Kosten keine Urlaubsreise mehr leisten.

Deshalb, so Fiebig, dürfe die Bundesregierung das Reisen nicht noch weiter verteuern.

Kommentar: Da haben wir es wieder. Siehe oben!

Trotzdem geht die Branche davon aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung auf das Reisen nicht verzichten werde. Darauf deuteten die bisherigen, guten Vorausbuchungen bei Veranstalterreisen für die Sommersaison 2024 hin. Die Deutschen buchten ihren Urlaub für die Sommerferienmonate wieder wesentlich früher und nutzten Frühbucher-Sonderangebote der Reiseveranstalter.

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