D-RR News 08.12.20 – DRV-Tagung / Reisekorridor / Einschränkungen / Klima

DRV-Jahrestagung 2020

Die Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands findet heute, selbstredend digital, statt. Das Programm steht unter dem Titel „Krisen, Chancen, Perspektiven“. In der heute Morgen stattgefundenen Pressekonferenz fasste DRV-Präsident Norbert Fiebig die Situation der deutschen Reisebranche zusammen.

Das Geschäftsjahr 2020 bringt danach der Reiseindustrie einen Umsatzeinbruch von rund 80 Prozent. Auch das favorisierte Reiseziel Deutschland kommt nicht ohne Umsatzeinbußen aus, da die Gäste aus dem Ausland fehlten. Das konnte der Inlandsmarkt nicht ausgleichen. Im Ausland liegen die Einbrüche zwischen 55% (Griechenland) über Spanien (-69%), Türkei (-77%) bis zu den USA (-82%) und Tunesien (-90%).

Innerhalb des Zeitraums für mögliche Reisen sank die Reisedauer und die wenigen Buchungen erfolgten nur sehr kurzfristig.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

DRV-Branchenumfrage

In einer DRV-Umfrage nach der aktuellen wirtschaftlichen Situation bezeichnen fast 90 Prozent der Reiseveranstalter ihre Situation als stark belastet und existenzbedrohend – haben aber die Hoffnung trotz hoher Belastungen durch die Krise zu kommen. Bei den Reisebüros sagen dies sogar über 95 Prozent. Fiebig sagte wörtlich:

„Das zeigt wie dramatisch wie dramatisch die Situation ist. Es zeigt aber auch, dass die Unternehmen der Reisewirtschaft kämpfen und hoffen, durch die Krise zu kommen. (…) Als Licht am Ende des Tunnels würde ich bezeichnen, dass die Hälfte der Unternehmen damit rechnet, dass das Geschäft im Sommer 2021 wieder anläuft“.

Etwa vier Prozent der teilnehmenden Reiseveranstalter und drei Prozent der Reisebüros sehen aktuell keine Perspektive mehr. Fiebig geht derzeit nicht von Masseninsolvenzen in der Branche aus. Voraussetzung dafür sei aber ein baldiges Wiederanlaufen des Reisegeschäfts. Aus der laufenden Wintersaison bis April ließe sich noch keine Hoffnung schöpfen. Auch hier läge der Umsatzrückgang bei rund 70 Prozent.

Reiseindustrie und Politik

Ein Überleben gehe aber nicht ohne staatliche Unterstützung. Schon heute stütze sich die überwiegende Mehrheit der Unternehmen auf Überbrückungshilfen – bei Reiseveranstaltern hätten 77 Prozent, im Reisevertrieb sogar 84 Prozent entsprechende staatliche Unterstützungsleistungen beantragt. Das Ignorieren der Reiseveranstalter und Reisebüros beim „Novembergeld“ bezeichnete er als politischen Fehler.

Fiebig beklagte noch einmal die von Bundesregierung und weiteren Politikern ausgesprochenen Aufforderungen nicht zu reisen und lieber zuhause zu bleiben. Diese Appelle sowie Reisewarnungen, Quarantäneverordnungen und Test-Wirrwarr hätten zur Verunsicherung beigetragen und damit den Buchungseinbruch ausgelöst.

Der Ausblick auf 2021

Für die Zukunft wünscht sich der DRV-Präsident nicht nur die Impfstrategie, sondern vor allem eine kluge Teststrategie. Tests in Kombination mit Hygiene- und Sicherheitskonzepten während der Reise und im Zielgebiet könnten Sicherheit für Reisende liefern und vor der weiteren Verbreitung des Virus schützen. Dabei spielten insbesondere die schnellen Antigen-Tests eine wichtige Rolle. Drei Viertel der Reisebüros und Reiseveranstalter verliehen dieser These und Forderung, laut DRV-Branchencheck, Nachdruck und glaubten, dass dann ein sicherer und erholsamer Urlaub möglich sei.

Die Tagung

Auf dem Programm der digitalen Tagung stehen eine große Zahl von Impulsvorträgen und Diskussionen, die sich sowohl mit dem tourismuspolitischen Jahr 2020, als auch den (politischen) Rahmenbedingungen für einen möglichst erfolgreichen Neustart im nächsten Jahr beschäftigen. Auch das Thema Entwicklungspolitik steht auf dem Programm: Wenn keine Touristen mehr kommen … – Auswirkungen der Coronakrise auf Schwellen- und Entwicklungsländer.

Am Abend ist ein Impulsvortrag von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorgesehen, gefolgt von einer Abschlussdiskussion in der Politik auf Tourismus trifft. Wolfgang Bosbach (CDU), Norbert Walter-Borjans (SPD) und Wolfgang Kubicki (FDP) diskutieren mit Vertretern der deutschen Tourismusbranche.

BARIG fordert Reisekorridore und Schnelltests

Das Board of Airline Representatives in Germany (BARIG), der Verband der in Deutschland tätigen internationalen und deutschen Fluggesellschaften, unterstreicht die von zahlreichen anderen internationalen Verbänden und Unternehmen erhobenen Forderungen, wonach die gegenwärtigen Quarantäne-Regelungen im Flugverkehr sofort beendet werden sollten. Dazu Michael Hoppe, Generalsekretär des BARIG:

„Mit der gegenwärtigen Pandemie befinden wir uns in einer ganz außergewöhnlichen Situation. Jetzt heißt es, kühlen Kopf zu bewahren, unabhängigen Experten wie den Fachleuten von ECDC und EASA zuzuhören sowie deren Erkenntnisse aufzunehmen und Empfehlungen zügig und konsequent umzusetzen. Die aktuellen pauschalen Quarantäne-Regelungen im grenzüberschreitenden Luftverkehr kommen inzwischen eher politischem Aktionismus gleich, tragen aber nicht zur Eindämmung der Pandemie bei. Sie sollen deshalb mit sofortiger Wirkung abgeschafft werden.“

Der BARIG-Generalsekretär fordert ein gemeinsames Handeln der Regierungen der EU-Länder, des Europäischen Wirtschaftsraums und Großbritanniens. Anstelle pauschaler, präventiver Quarantäne und scharfer wie pauschaler Reisebeschränkungen plädiert der Verband für die Einrichtung sicherer Reisekorridore, so unter anderem zwischen Deutschland und Nordamerika, sowie für erweiterte Schnelltest-Verfahren an den Flughäfen.

Lufthansa City Center Reisebüros bieten PCR-Tests an

Als Pilotprojekt bieten 19 Büros der LCC-Kooperation interessierten Reisenden PCR-Tests zum Selbsttest an. Die Durchführung des Tests soll einfach durchführbar sein, kann zuhause gemacht werden und muss danach eingeschickt werden. Der Test kostet 99 Euro.

Griechenland – Lockdown

Lockdown verlängert: Griechenland

Die strengen Maßnahmen im Land bleiben den Griechen erhalten. Der amtliche Lockdown wurde bis zum 7. Januar verlängert. Das bedeutet, dass im ganzen Land die komplette Gastronomie (inklusive Bars) über die Weihnachtsfeiertage geschlossen bleibt. Dasselbe gilt für den Schulbetrieb bis einschließlich 7. Januar. Weiterhin bleibt die nächtliche Ausgangssperre (21 – 05 Uhr) bestehen. Zum Verlassen der Wohnung in Richtung Arbeit muss eine Bestätigung des Arbeitgebers mitgeführt werden. Jedes zusätzliche Verlassen des Wohnsitzes (zum Beispiel zum Einkaufen) muss per SMS beim Griechischen Zivilschutz angemeldet werden. Über die Feiertage sind Reisen in eine andere Landesregion oder zwischen den Inseln untersagt.

Kanarische Inseln mit nächtlicher Ausgangssperre

Kontakteinschränkung und Ausgangssperren über die Feiertage auch für Touristen – Foto: Turismo de Tenerife

Die Regionalregierung hat sich entschlossen, gerade über die Weihnachtsfeiertage zu zusätzlichen, einschränkenden Maßnahmen zu greifen. Zwischen dem 23. Dezember und 10. Januar gilt auf den Inseln eine nächtliche Ausgangsperre zwischen 1 Uhr und 6 Uhr nachts. Die maximale Anzahl der Personen, die an Familientreffen teilnehmen dürfen, wurde auf sechs festgelegt worden. Kinder bis sechs Jahre werden dabei nicht mitgezählt. Diese Regelung gilt auch für Touristen. Auf Teneriffa wird die nächtliche Ausgangssperre bereits vorher getestet. Dort gilt sie schon ab Samstag und zunächst für eine Woche.

Spezial – Reiterreisen 2021

Foto: Pegasus-Reiterreisen

Auch für den Reittourismus war das Jahr 2020 ein ausgesprochen schwieriges Jahr, stellt der Spezialveranstalter Pegasus-Reiterreisen fest und präsentiert das Angebot fürs nächste Jahr:

„Wer weiß, was bereits ein Pferd an Kosten verschlingt, kann sich vorstellen, dass dieser vor allem von der großen Leidenschaft der Anbieter lebt. Diese freuen sich nun besonders auf das Jahr 2021, wenn sie nach einer langen Pause endlich wieder den Reitgästen aus Deutschland ihr Land und ihre Kultur auf dem Pferderücken zeigen dürfen.“ 

Auch hier zeigt sich der Trend zu den näher liegenden Zielen. Deshalb weist der Veranstalter darauf hin, dass sich für einige Ziele, wie die Alpenritte in der Schweiz oder die Reitwochen im Allgäu, eine rechtzeitige Buchung empfiehlt.  Trotz der schwierigen Geschäftssituation wurden auch neue Angebote ins Programm aufgenommen, wie z.B. ein Dressurprogramm bei Sevilla, Reitferien in den Abruzzen oder eine Sternreitwoche im Erzgebirge.

Umwelt: ANA will Kerosin aus Kohlendioxid gewinnen

Die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) startet ein Projekt, das die Gewinnung von Kerosin aus CO₂ möglich machen soll. Das berichtet das Flugportal „AeroTelegraph“. Details sind auf der Website des Portals nachlesbar.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*