„Restart“ – das Thema auf der ITB NOW
Alle hoffen! Die Pressekonferenzen sind bestimmt von den bilanzierenden schrecklichen Geschäfts- und Umsatzzahlen. Alle, wirklich alle, verkünden, sie seien bestens vorbereitet auf einen Neustart des Reisegeschäfts. Noch stehen dem aber Restriktionen oder Unannehmlichkeiten gegenüber, die das erhoffte Geschäft nicht so recht zum Brummen bringen.
Auf Mallorca denkt man über die erweiterte Öffnung für die Gastronomie nach. Parallel verkünden Belgien (18. April) und die Niederlande (31. März) die Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen im Land. Griechenland wird pünktlich zum digitalen Messestart zum Risikogebiet und Schweden muss sich damit abfinden, derzeit zu den Hochinzidenzgebieten zu zählen. Auch Norwegen und Estland haben weitere Einschränkungen angekündigt.
In Brasilien mutieren inzwischen die Viren munter weiter. Präsident Bolsonaro ignoriert und stürzt das Land damit nicht nur in eine riesige Gesundheitskrise, sondern macht es auch zum Gefährder einer weltweiten Verbesserung. Im Land gibt es derzeit weder Kontaktbeschränkungen noch Abstandsregelungen und Impfungen.
Irgendwie ist aufgefallen, dass trotz aller Einreisevorschriften, an den deutschen Einreisepunkten kaum kontrolliert wird. Wie das ARD-Magazin „Report Mainz“ berichtet, seien von 1,5 Millionen Einreisenden aus Risikogebieten (von Jahresbeginn bis Mitte Februar) nur 176 Tausend tatsächlich überprüft worden. Bei einer Reisenormalisierung müsse aber gewährleistet sein, dass jeder kontrolliert wird. Nur dies sei ein Schlüssel zum sicheren Reisen.
Wackere Menschen trauen sich, trotz oder gerade wegen der schwierigen Wirtschaftslage über den Tourismus nach der Pandemie und eine nachhaltige Zukunft des Reisens nachzudenken.
Unterm Strich lähmt die Krise und selbst das Wort Hoffnung droht zur Leerhülse zu werden.
Das sind die Reiseradio-NEWS zum Tage
TUI gen PMI
Die TUI Deutschland will für die Osterfeiertage Trips nach Mallorca anbieten. Man gehe davon aus, dass die Reisewarnung für die Balearen in den nächsten Tagen zurückgenommen werde, heißt es aus der Chefetage von TUI-Deutschland. Der Ferienflugverkehr auf die Inseln soll ab 27. März wieder aufgenommen werden. Abflug-Airports sind bei TUI zunächst Frankfurt, Düsseldorf und Hannover.
Ein Schwergewicht des TUI-Angebots liege aber auch auf den verstärkt im Angebot befindlichen Inlandsreisen.
Vertrauensverlust der Kunden
Die deutsche Kundschaft ist enttäuscht vom Krisenmanagement der Reiseveranstalter und Airlines. Dies besagt eine Marktstudie von Travelzoo und der ITB Berlin. Der Vertrauensverlust basiere hauptsächlich auf schleppenden Rückzahlungen von stornieren Reisen und Flügen im letzten Jahr. Auch die Betreuung sei mangelhaft gewesen. Besonders kritisiert wurden dabei die kaum erreichbaren Hotlines der Anbieter. Ein knappes Viertel (24%) aller Kunden sind sauer und vertrauen den Unternehmen weniger. Betroffen von der Kritik waren hauptsächlich große Reiseveranstalter und Fluggesellschaften. Die Studie belegt das mit entsprechenden Fakten: 51 Prozent der Befragten in Deutschland hätten während der Corona-Pandemie einen Urlaub gebucht. 28 Prozent berichten von schlechten Erfahrungen mit Umbuchungen oder Rückforderungen. 46 Prozent konnten allerdings auch problemlos umbuchen oder bekamen ihr Geld zurück. Ein gutes Viertel (26%) der Buchungen fand regulär statt.
Ferienflug 2021
Der Erfolg eines Sommergeschäfts im Ausland ist auch vom Angebot der Ferienflieger abhängig. TUIfly mottet weniger Flugzeuge ein. Condor ist zuversichtlich eine weitere finanzielle Absicherung zu verhandeln. Lufthansa verärgert die Charterflieger mit dem neuen Produkt „Eurowings Discover“. Die neue Airline soll dasselbe Marktsegment wie die anderen Ferienflieger abdecken. Eurowings baut seine Präsenz am Hauptstadtflughafen in Berlin aus und stationiert dort drei Maschinen vom Typ Airbus A320. Eurowings-Chef Jens Bischof zeigte sich im Rahmen einer ITB NOW – Veranstaltung zuversichtlich. Er gehe davon, dass im Sommer 80 Prozent der EW-Flotte wieder in der Luft sei.
Trotz aller Aktivitäten sind insbesondere die Veranstalter nicht sicher, ob die Kapazitäten ausreichen werden, wenn das Sommergeschäft so starten sollte, wie sie es sich wünschen.
Tourismusaussichten: Deutschland-Österreich-Schweiz
Die touristischen Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hoffen, so der Tenor einer Diskussion auf der ITB NOW gestern, auf den Sommer 2021. Die wirtschaftlichen Einbrüche, insbesondere in der Wintersaison 2020/21 seien insbesondere für die Wintersportregionen heftig gewesen. Jörg Peter Krebs, Europa- und Deutschlanddirektor von Schweiz-Tourismus beziffert den Verlust auf 3,5 Milliarden Euro. Dr. Petra Stolbe, Chefin der Österreich-Werbung spricht von einem Übernachtungseinbruch von rund 90 Prozent. Dies sei ein Rückschlag auf das Tourismus-Niveau von vor über 50 Jahren. DZT-Chefin Petra Hedorfer betonte aber auch, dass die Reiselust und der Wunsch nach Öffnung vorhanden sei und setzt alle Hoffnungen auf die Sommersaison 2021. Der deutsche Tourismus sei gut vorbereitet auf einen Restart. –
Österreich ist den Nachbarn in Sachen Teststrategie offensichtlich um Längen voraus. Petra Stolbe betonte, das gelte nicht nur für die Mitarbeiter im Tourismus, auch Gäste könnten sich im Alltag fast überall und permanent kostenfrei testen lassen. Dies ginge bis hin zum Friseurbesuch, der die Vorlage eines negativen Schnelltests voraussetzt. Dem stehe, so Petra Hedorfer, in Deutschland nach wie vor ein föderaler Flickenteppich und mangelnde Testkapazitäten gegenüber. Alle drei Vertreter*innen setzen auf Impfungen, Tests und deren übergreifende, gute Dokumentation.
Alle bestätigten auch das wachsende Interesse der Kunden auf die sogenannte „produktionsorientierte Nachhaltigkeit“ im touristischen Angebot und hoffen auf eine bessere Saison zwischen Mai und Oktober.
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