D-RR News 16.02.21 – Ostern 2.0 / RKI-Nach-Forschung / Polen / Madeira / Dänemark

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Osterurlaubsstreit 2.0

Zum Wochenbeginn gab es unterschiedliche Stellungnahmen zum Thema Osterurlaub, ja oder nein aus der politischen Landschaft. Im Lauf des gestrigen Tags prägten hauptsächlich Nullaussagen die Verlautbarungslandschaft.

Politik: Wenig konkret

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte, Ostern sei erst in etwa sieben Wochen und forderte alle Beteiligten auf, Schritt für Schritt zu agieren. Damit legt er sich auf Nichts fest. Auch die Bundesregierung reagierte auf die Diskussion. Im Gegensatz zu den Äußerungen von Wirtschaftsminister Altmeier, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert, man arbeite daran,

…dass Ostern 2021 schon wieder ein etwas anderes Fest wird, als Ostern 2020 war.

Selbstredend fehlte auch der Hinweis auf die Virusmutationen nicht. Dies stelle eine reale Gefahr dar, trotz der guten Inzidenzentwicklungen und des Rückgangs der Todesfälle. Er forderte ein allgemeines Abwarten.

Man befindet sich zunehmend im Wahlkampfmodus und insbesondere Bundesländer mit hohem Tourismusanteil in der Wirtschaftsleistung tendieren zur Sichtweise in Richtung Lockerung.

Reisebranche: Strategie gefordert

Der Deutsche Tourismusverband (DTV) hat gestern ebenfalls zum Osterurlaub Stellung genommen. DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz erklärte:

Immer wieder neue Spekulationen über Öffnungstermine für den Tourismus an Ostern sind unverantwortlich. Bund und Länder sind gefordert, ihren gemeinsamen Beschluss vom Januar umzusetzen und eine einheitliche Öffnungsstrategie zu entwickeln.

Die Betriebe bangten um ihre Existenz, weil sie im Unklaren gelassen werden, wie es weitergeht. Die Politik müsse ein klares Konzept vorlegen, unter welchen Bedingungen Tourismus möglich ist. Der Deutsche Tourismusverband habe eine Neustartstrategie entwickelt, mit der sich die Politik jetzt endlich beschäftigen müsse. Der Tourismus sei ein Wirtschaftsfaktor, und die Branche habe nach Monaten des Lockdowns und des Stillhaltens eine klare Strategie verdient.

Einige Bundesländer, wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, verfügen bereits über eine Öffnungsstrategie. Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des dortigen Tourismusverbands, weist aber auch auf den hohen Aufwand hin, den man betreiben müsse, bei gleichzeitiger Warnung, dass eine Öffnung immer nur „auf Bewährung“ geschehen könne.

Foto: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

RKI relativiert

In einer größeren Analyse relativiert jetzt auch das Robert-Koch-Institut, die Infektionsgefahr im eigenen Land durch Urlaubsrückkehrer zumindest teilweise. Im vorgelegten Bericht heißt es zum Beispiel:

Aus Spanien, einem Land, das erst im Laufe der Sommerferienzeit als Risikogebiet ausgewiesen wurde, wurden während der gesamten Ferienzeit Covid-19-Fälle nach Deutschland eingetragen. So­wohl hier als auch in Frankreich stieg die kumulative 14-Tages-Inzidenz bereits während oder direkt nach der Ferienzeit in Deutschland sehr schnell und stark an, was sich nicht in den entsprechend einge­tragenen Fällen widerspiegelt.

Als Grund wird genannt, dass…

…es auf Reisen in häufige Urlaubsländer zu weniger intensiven Kon­takten mit der einheimischen Bevölkerung kam, und damit zu einem geringen Ansteckungsrisiko im Verhältnis zu den Inzidenzen des Reiselandes, zum Beispiel im Gegensatz zu Personen, die zu Familienbesuchen in ihre Herkunftsländer reisten.

Nichts Anderes war in Stellungnahmen der Tourismusindustrie vom Herbst zu hören und zu lesen. Dort wurde die Verstärkung der Testaktivitäten gefordert, deren Wirksamkeit das RKI jetzt auch bestätigt.

Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass Infektionsgefahren in einem Hotel mit Abstands- und Hygieneregeln kleiner sind als beispielsweise bei privaten Familienbesuchen. Auch diese These entspricht den Theorien der Reiseindustrie aus dem vergangenen Spätsommer und Herbst. Die Frage, wie sich diese Ergebnisse auf den Umgang mit Risikogebieten in der Zukunft auswirkt, wurde nicht beantwortet.

Polens Regierung reagiert

Nach den Party- und Alkoholexzessen in polnischen Skigebieten (wir berichteten gestern) denkt die polnische Regierung über die Rücknahme der probeweise eingeführten Lockerung für Skigebiete und Hotels führt. Die offizielle Stellungnahme bezeichnet das Verhalten der Feiernden in Zakopane als dumm und verantwortungslos. Nach stark rückgängigen Inzidenzzahlen hatte man sich für die testweise Lockerung entschieden. Jetzt steht diese Öffnung wieder auf der Kippe. Die Party von Zakopane dürfe nicht zum Startpunkt einer dritten Coronawelle in Polen werden, so Gesundheitsminister Adam Niedzielski.

Madeira und Zypern: Impfvorteile nehmen zu

Madeira öffnet für Geimpfte ohne Einschränkungen

Die Tourismusbehörden von Madeira haben bekanntgegeben, dass es für vollständig geimpfte Personen und auch für Reisende mit überstandener Covid-19-Infektion keine Testpflicht bei der Einreise mehr geben soll. Als Beleg müssen eine Impfbescheinigung bzw. bei überstandener Krankheit ein ärztliches Attest vorgelegt werden.

Für alle anderen Reisenden gilt nach wie vor, die Vorlage eines negativen PCR-Tests, der nicht älter als 72 Stunden sein muss. Eine Testung ist auch bei Einreise möglich. Diese Variante führt aber zu einer Pflichtquarantäne, bis das negative Testergebnis vorliegt.

Auch Zypern geht einen ähnlichen Weg. Präsident Nikos Anastasiades sagte gestern bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu:

Israelische Bürger, die geimpft sind, werden vom 1. April an keinen Test vorweisen und auch nicht in Quarantäne gehen müssen, wenn sie nach Zypern reisen.

Man kann davon ausgehen, dass Zypern, mit Fortschreiten der Impfungen in Europa, dann ähnliche Regelungen einführen wird.

Dänemark: Einschränkung für Grenznachbarn

Die Einreisebedingungen für Dänemark sind streng und sie werden ab Morgen auch auf die benachbarten Grenzregionen in Schleswig-Holstein und Südschweden ausgedehnt.  Betroffene müssen dann, neben einem triftigen Einreisegrund auch einen Corona-Test vorlegen, der maximal 72 Stunden alt ist. Dies gilt dann auch für Menschen, die ihren Arbeitsplatz oder Wohnsitz in den Gebieten haben. Bisher musste man nur alle sieben Tage einen neuen Test vorweisen.

 

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