D-RR News 18.02.22 – Sturm / Streit / Risiko / Wirtschaft

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Zahlen des Tages (RKI)

1.371,7

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner)

220.048

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

264

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

120.992

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)

Die Inzidenzzahlen sinken seit Beginn der Woche. Noch ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen über Gebühr hoch. Immerhin, selbst Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprach inzwischen von einer möglichen Trendwende.


Stürmische Zeiten

Stürme be- und verhindern Fernverkehr – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Der Fernverkehr der Bahn war weitgehend eingestellt. Insbesondere der Norden Deutschlands war davon betroffen. Auch heute wird es im Fernverkehr weitere Zugausfälle geben. Hauptsächlich betroffen sind die Fernzüge nördlich der Bahnhöfe Münster, Hannover, Hamm, Magdeburg und Dresden. Zwischen Berlin und Hamburg werden ICE-Züge fahren, aber auch hier kann es zu weiteren Ausfällen kommen. Zudem ist für den heutigen Nachmittag und die kommende Nacht eine weitere Sturmfront avisiert. Damit könnten sich die Behinderungen bis in den Sonntag hinein verlängern.

Foto: Fraport AG

Flugausfälle wurden hauptsächlich von den Airports in Frankfurt, Berlin und Hamburg gemeldet. Lufthansa strich gestern vorsorglich insgesamt 20 Flüge, hauptsächlich innerdeutsche Verbindungen.

Auch die bundesdeutschen Autobahnen waren an vielen Stellen von Vollsperrungen betroffen. Das lag meist an umgestürzten LKW, deren Bergung, wie zum Beispiel auf der A5, nördlich von Frankfurt zu kilometerlangen Staus und zu lang andauernden Bergungsarbeiten führten. Im Lauf des gestrigen Nachmittags hatte sich die Situation wieder etwas beruhigt.

(Smbolbild) – Foto: Aida-Cruises

Der Orkan sorgte zudem auch an der Nord- und Ostsee für eine Sturmflut. Wellen im Hamburger Hafen zerschlugen die Frontscheiben einer Elbfähre. Zu Schaden gekommen ist offensichtlich aber niemand. Die Passagiere der „AIDAprima“ sitzen derzeit auf ihrem Schiff fest. Wegen der Stürme wurde die Einfahrt in den Hamburger Hafen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Jetzt liegt das Schiff in der Deutschen Bucht bei Helgoland fest und muss das Ende der Sperrung abwarten. Eigentlich wollte man die Passagiere, möglichst noch vor Sturmbeginn von Le Havre kommend, nach Hamburg bringen. Der Zeitplan ging leider nicht auf. Jetzt hofft die Reederei, dass es mit der Hafeneinfahrt im Lauf des Vormittags klappt.

Perspektive unsicher

Bei der Bahn kann aber immer noch nicht von regelhaftem Betrieb ausgegangen werden. Zudem ist für den heutigen Nachmittag und die kommende Nacht eine weitere Sturmfront avisiert. Damit könnten sich die Behinderungen bis in den Sonntag hinein verlängern.

Alle Fahrgäste, die Fahrten bis 20.02.22 geplante Reise gebucht haben, können ihr Ticket für den Fernverkehr ab sofort bis einschließlich 7 Tage nach Störungsende wahlweise flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren. Auch Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Deutschland ringt um Entspannung

Kanzleramt, Berlin – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Bund-Länder-Konferenz kam am Mittwoch zwar zu eindeutigen Empfehlungen, allerdings wurden diese in Teilen bereits heute von einzelnen Bundesländern verändert; „verifiziert“, wie es im Sprachgebrauch gerne heißt.

Im Beschlusspapier von Mitte der Woche heißt es:

In einem ersten Schritt werden private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene wieder ohne Begrenzung der Teilnehmendenzahl möglich. Aufgrund der besonderen Gefährdung der nicht Geimpften bleiben die für diese Personen bestehenden Einschränkungen bis zum 19. März 2022 bestehen. Sobald eine ungeimpfte Person an einer Zusammenkunft teilnimmt, gelten weiterhin die Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Personen: Das Treffen ist dann auf den eigenen Haushalt und höchstens zwei Personen eines weiteren Haushaltes beschränkt. Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres sind hiervon ausgenommen.

Sofern nicht bereits vorgesehen oder umgesetzt, entfällt im Einzelhandel die bisher häufig geltende Beschränkung des Zugangs. Der Zugang zum Einzelhandel soll bundesweit für alle Personen ohne Kontrollen möglich sein. Um dem immer noch hohen Infektionsrisiko in Innenräumen Rechnung zu tragen, müssen jedenfalls medizinische Masken getragen werden. Die Nutzung von FFP2-Masken wird empfohlen, soweit sie nicht durch Landesrecht vorgeschrieben ist.

In einem zweiten Schritt wird unter Berücksichtigung der Situation in den Krankenhäusern ab dem 4. März 2022 der Zugang zur Gastronomie für Geimpfte, Genesene und Personen mit tagesaktuellem Test ermöglicht (3G-Regelung). Auch Übernachtungsangebote können von Geimpften, Genesenen und Personen mit tagesaktuellem Test wahrgenommen werden (3G-Regelung).

Diskotheken und Clubs („Tanzlustbarkeiten“) werden für Genesene und Geimpfte mit tagesaktuellem Test oder mit dritter Impfung (2G-Plus) geöffnet

Neue Corona-Regelungen bei den Nachbarn

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

In Österreich wird man ab Morgen (19. Februar) wieder die 3G-Regeln, statt wie bisher 2G anwenden. Dies gilt für Gastronomie, Veranstaltungen, aber auch in Seilbahnen. Ab 5. März plant man fast alle Corona-Beschränkungen aufzuheben. Damit sollen auch große Veranstaltungen wieder möglich sein. Die Sperrstunde um Mitternacht soll ebenfalls aufgehoben werden. Bei der bestehenden Impfpflicht soll es aber bleiben.

In der Schweiz wurde ebenfalls gelockert. Seit gestern dürfen auch nicht geimpfte Personen wieder ungehindert in Restaurants, Museen, Theater, Kinos, sowie in Freizeiteinrichtungen und Läden. Private Treffen unterliegen keinerlei Einschränkungen mehr. Die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde nicht aufgehoben.

 

Portugal entspannt die Regeln erneut. Innerhalb des Landes verabschiedet man sich sogar von der 3G-Regel für Restaurants, Bars Hotels und sogar Clubs. Dort muss künftig kein Test- oder Impfnachweis vorgelegt werden. Für Touristen bringt das nur wenig, da weiterhin zur Einreise eine Impfnachweis benötigt wird. Teile der Maskenpflicht bleiben ebenfalls bestehen. In Innenräumen gilt sie genauso weiter wie beim Besuch von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

 

Canada öffnet zaghaft

Canadatrip bald einfacher: St. Lorenzstrom bei Ville de Québec – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Nachdem das Land nicht mehr als Hochrisikogebiet eingestuft ist, kommt jetzt auch Bewegung in neue Einreiseregeln. Ab 28. Februar soll die Einreise wieder an allen Flughäfen des Landes möglich sein. Die bisherige Pflicht zur Vorlage eines PCR-Tests wird durch die Möglichkeit des Antigen-Schnelltests ersetzt. Zusätzliche Tests bei der Einreise sollen nur noch stichprobenartig erfolgen.

Das Land bleibt aber bei der Voraussetzung einer kompletten Impfung für das Betreten von kanadischem Boden. Eine Ausnahme dafür gibt es nur für Kinder unter 12 Jahren, wenn siezusammen mit ihren geimpften Eltern einreisen. Auch die elektronische Anmeldung mit „ArriveCan“ und die ohnehin vorgeschriebene Reiseanmeldung per ETA bleiben in Kraft.

Urlaubsbuchungen und Pandemie

Ende der Reisezögerlichkeiten? (D-RR-Symbolbild)

Mit der erhofften Erleichterung bei den Regeln geht offensichtlich auch eine Hoffnung der Reisebranche in Erfüllung. Das Kurzreise-Portal kurz-mal-weg.de liefert erste mögliche Perspektiven. 

Stephan Kloss, Geschäftsführer von KMW wird in der Pressemitteilung des Veranstalters zitiert:

In der Vergangenheit konnten wir noch eine starke Abhängigkeit zwischen Inzidenz und Buchungseingang erkennen. Aktuell entkoppeln sich die beiden Werte zunehmend voneinander und hohe Inzidenzen bringen nicht mehr zwangsläufig weniger Reservierungen mit sich. Erreichte unser Buchungseingang mit steigenden Corona-Fallzahlen im Oktober 2021 ein Halbjahres-Tief, liegt er bei uns derzeit fast wieder auf Sommer-Niveau. So können wir uns aktuell, trotz Rekord-Inzidenzen, auf ein zehnmal so hohes Buchungsvolumen wie noch im Oktober freuen.

Aber es gibt auch zusätzlich Einiges zu bedenken. Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Jahren, in denen durch die unsichere Pandemielage Urlaubsbuchungen eher spontan durchgeführt wurden, entscheiden sich, aufgrund der durchgeführten Analyse Kunden jetzt wieder früher für eine Reisebuchung. Auch andere Befragungen weisen angeblich aus, dass bereits ein Drittel der Urlaubsinteressenten ihren Ferienaufenthalt für 2022 gebucht haben. Sollte die Zeit der kurzfristigen Buchung wirklich vorbei sein, wird dies aber auch Auswirkungen auf die bisher großzügig angebotenen Stornierungs- und Umbuchungsregeln haben.

DRV fordert Neuregelung bei Hochrisikogebieten

Dirk Inger, DRV-Hauptgeschäftsführer – Foto: Wyrwa/DRV

Der Branchenverband fordert ein Nachdenken über die Kriterien, die zur Einstufung eines Landes als Hochrisikogebiet führen. Die Absicht dahinter fasst DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger so zusammen:

Damit kommen wir der Reisefreiheit sowohl für Geschäfts- aber auch für Privatreisende ein gutes Stück näher.

Politischer Vorreiter dieser Offensive ist sicher auch die Äußerung des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der gestern verkündete, es können nicht angehen, dass Länder zu Hochrisikogebieten würden, die eine niedrigere Inzidenzrate hätten wir als wir selber. Ob diese Erkenntnis schlüssig ist oder nicht, wird vermutlich in den nächsten Tagen noch viele Diskussionen auslösen. Knackpunkt ist letztlich die Quarantäneregelung für nicht geimpfte Personen und Kinder über 12 Jahren, die derzeit verpflichtend ist.

Gegner dieser Forderung werden sicher das weniger leistungsfähige Gesundheitssystem in bestimmten Ländern anführen. Pauschal lässt sich hier kein Urteil fällen, dafür ist die Materie zu kompliziert. Klar ist aber auch, dass eine Reduzierung von Hochrisikogebieten das touristische Geschäft belebt.

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