Angst um Liquidität
Branche in Diskussion gespalten
Auch wenn Deutschlands Reiseriese TUI, durch einen KfW-Riesenkredit, jetzt abgesichert ist, die Branche hat Angst vor finanziellen Engpässen. Die Argumentation ist klar: Kunden sollen die Reisegutscheine akzeptieren und diese bis Ende 2021 einlösen. Erst wenn dies nicht möglich ist, gibt es das Geld zurück.
Verbraucherschützer pochen auf Rückzahlung, denn die Absicherung der Reisegutscheine sei alles andere als klar. Reisebüros wiederum sind gespalten. Auf der einen Seite brauchen auch sie eine finanzielle Flüssigkeit ihres Geschäfts, auf der anderen haben viele Reiseagenten Angst vor der Diskussion mit ihren Kunden.
Die Branche geht ebenfalls unterschiedlich vor. Einige Veranstalter, wie alltours, Gebeco und Schauinsland, haben inzwischen mit Rückzahlungen begonnen oder stellen, wie z.B. Wikinger-Reisen, Gutschein oder Rückzahlung zur Wahl. Andere favorisieren das reine Gutscheinsystem. Die Diskussion spaltet die Tourismusindustrie.
Teilweise greifen die Anbieter auch zu besonderen Gutschein-Angeboten, wie zum Beispiel eine Aufstockung des Bordkontos bei Kreuzfahrten oder Extra-Leistungen in Form von Leistungsgutscheinen on top. DER-Touristik greift heute argumentativ zur Wahlvariante mit Extraangebot:
„Einen Ausgleich für die gebuchte Reise in Form der Rückerstattung oder eines Gutscheins über den Reisepreis plus 50 Euro Bonus für die nächste Buchung bietet die DER Touristik auf der Grundlage des aktuellen Rechts all jenen Kunden an, deren Reise infolge der bis 30. April 2020 verhängten internationalen Reisewarnung von der DER Touristik abgesagt werden musste. (…)
Die DER Touristik wirbt aktiv für die Entscheidung für einen Reisegutschein. „Das Beste, was Reisebegeisterte machen können, ist, ihren Urlaub später nachzuholen. Das ist eine wirkungsvolle Hilfe für alle Menschen in den Urlaubsländern, welche die Traumreisen all die Jahrzehnte überhaupt erst ermöglicht haben. Die Corona-Pandemie trifft die Reiseleitungen, die Bediensteten in Hotels und Restaurants, aber auch die Fahrer und Händler vor Ort besonders hart. Den nächsten Urlaub zu planen und nicht zu stornieren, das ist Hilfe, die ankommt“
BTW präferiert Gutscheinlösung
Auch wenn die Rechtslage nach wie vor ungeklärt ist, bemüht sich die Tourismusindustrie um Schadensbegrenzung und hofft auf Solidarität der Kunden. Michael Frenzel, Präsident des Dachverbands BTW, betont, dass die Gutscheinlösung letztlich alternativlos sei, da ohne diese Regelung die Gefahr von Masseninsolvenzen drohe. Die Summe der gesetzlich notwendigen Rückzahlungen beziffert er für die Reisen bis Ende April schon auf 4,5 Milliarden Euro.
Individualreise- und Ferienhausanbieter profitieren nicht vom Gutschein
Vermietern von Ferienhäusern und Reiseagenturen für Individualleistungen haben keinerlei Vorteile von einer Gutscheinlösung. Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbands (DFV), betonte gestern gegenüber dem Tourismusnewsletter Deutschland (TND):
„Es kann nicht angehen, dass alle bisher beschlossenen Hilfspakete an den Nöten unserer Branche vorbeigehen. Das behördliche Verbot touristischer Übernachtungen trifft alle Betriebe im Tourismus. Nicht nur die, die unter das Reiserecht fallen.“
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