DRR Corona-News 20.04.20 – Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

In der Hoffnung auf Lockerung der Beschränkungen beginnen Destinationen, Länder und Staaten mit Prognosen, von denen aktuell keiner weiß, ob sie Realität werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Planungen sorgen für vermeintliche Geschäftigkeit. Die Branche muss nur aufpassen, dass sie sich nicht „verholpert“. Gleichzeitig kommen immer weitere Schreckensmeldungen in der Öffentlichkeit an. Staat und Finanzministerium zeigen Verständnis. Mir stellen sich inzwischen immer öfter zwei Fragen:

  1. Kommt die versprochene Finanzhilfe an der richtigen Stelle an?
  2. Wie lange halten die öffentlichen Finanzen durch, um die sicher berechtigten Hilferufe zu erfüllen?

Hotel und Hospitality

Gerade das Hotel- und Gaststättengewerbe leidet unter dem verordneten Lockdown. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) warnt vor einer Pleitewelle größten Ausmaßes. Jeder dritte Betrieb in diesem Gewerbe stehe vor der Insolvenz. Die DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin beziffert die Zahl der gefährdeten Betriebe auf etwa 70.000. Die versprochene Finanzhilfe kommt offensichtlich, gerade in kleinen und mittelständischen Betrieben, nicht so an, wie das sein sollte. – Die Gastronomie fordert zudem künftig eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7 Prozent. Dies würde, bei Zustimmung, auch die seit Jahren geführte Steuerdiskussion im Hotelgewerbe beenden. Bisher werden für Übernachtungen der reduzierte und für Verpflegungsleistungen, wie Frühstück, der volle Mehrwertsteuersatz berechnet.

Leeres Haus – kein Geschäft: Hotel an der Ostsee in Vorpommern

Reisebeschränkungen

Die allgemeine Beschränkung für touristische Reisen gilt derzeit bis zum 3. Mai. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sie danach gänzlich aufgehoben wird. Nicht nur Urlauber, sondern auch die Reiseindustrie bangen inzwischen um den Sommerurlaub. Die Hoffnung auf Auslandsreisen rückt derweil immer weiter in die Kategorie unwahrscheinlich.

Urlaubssommer in Deutschland?

Inlandsurlaub: Berge…

Auch wenn gegenwärtig sogar Grenzsperrungen innerhalb Deutschlands in Sachen touristischer Reiseverkehr herrschen, setzen gerade die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf das Fünkchen Hoffnung. Die Sommersaison will Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz noch nicht verloren geben. In Mecklenburg-Vorpommern hoffen Hoteliers und Ferienhausvermieter auf das Sommergeschäft und auch die Marketingstrategen von Bayern-Tourismus kalkulieren, dass das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte wieder möglich sein wird. In diesem Zusammenhang erfolgte die Forderung von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble nach einer Verkürzung der Sommerferien zur Unzeit. Der Gegenwind ist deshalb auch erheblich. Der Bundesverband der Tourismuswirtschaft hat protestiert. Tröstlich erscheint, dass auch Lehrerverbände und Kultusministerien davon abraten. Hauptargument: Durch Verkürzung der Ferien um zwei Wochen könne der weggefallene Lernstoff ohnehin nicht aufgeholt werden. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) beziffert inzwischen den Umsatzverlust, alleine für den Monat März auf 24 Milliarden Euro.

…oder Meer?

Kein Festivalsommer

Das Verbot von Großveranstaltungen bleibt bis mindestens Ende August aufrecht. Gerade Musikfestival-Veranstalter sind hart getroffen.  Hunderttausende Fans sitzen auf bereits gekauften Tickets. Der Schaden dürfte mehrere Milliarden Euro betragen. Legendäre Veranstaltungen wie „Rock am Ring“ oder „Wacken“ sind bereits abgesagt. Weitere Absagen, auch im Bereich von Klassikfestivals dürften folgen.

Österreich setzt auf Sommergeschäft  

Geht im Sommer was in Österreich?

Österreich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger setzte am Wochenende auf ein Sommergeschäft für den Tourismus nach Österreich. Sie nannte aber keinen konkreten Termin und wies auch darauf hin, dass ein Urlaub im Corona-Sommer sicher von starken Restriktionen geprägt werde. In einem Interview mit der der Tageszeitung „Die Presse“ sagte sie:

„Wenn Länder aber auch auf einem sehr guten und positiven Weg sind, wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus auch die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt.“

Aktuell verlangt Österreich für eine begründeten Einreise noch einen negativen Corona-Test.

Griechenland bangt

Der Tourismus hatte das Land in den letzten Jahren teilweise aus seiner Finanzkrise herausgeholt. Im letzten Sommer machten die Einnahmen immerhin gut 25% der Wirtschaftsleistung aus. 34 Millionen Touristen kamen nach Hellas. Jetzt befürchten Fachleute, dass ein Drittel aller Hotelbetriebe im Land aus finanziellen Gründen nicht mehr öffnen wird. Das wären etwa 3.000 Unterkunftsbetriebe, die vielen Privatvermieter nicht mitgerechnet. Der Umsatzeinbruch wird auf über 60% geschätzt.

Umsatzeinbruch in Griechenland

Europa

Frankreich weist seine Bürger darauf hin, dass die Corona-Einschränkungen noch längere Zeit anhalten dürften. Die strenge Ausgangssperre in Frankreich gilt aktuell noch bis 11. Mai. Auch Spanien stellt sich auf länger anhaltende Einschränkungen und Maßnahmen ein. Tschechien könnte sich für lange Zeit gänzlich isolieren. Es ist von der Aufrechterhaltung der Grenzschließung bis Ende 2020 die Rede.

Evtl. kein Thema mehr in 2020: Tschechien und Prag

USA Vernunft?

Trotz vieler noch nicht gelöster Probleme spricht US-Präsident Donald Trump bereits von einer Lockerung der Maßnahmen. Reisen und Veranstaltungen sollten bald wieder erlaubt werden. Die Folge: Einige Urlaubsorte in Florida haben am letzten Wochenende ihre Strände, unter Vorgabe besonderer Regelungen, wieder geöffnet. Es gilt: Spazierengehen, Surfen und Schwimmen ist erlaubt. Sonnenbaden am Strand bleibt verboten. Die Regelungen gelten fast ausschließlich für den Norden Floridas. In den Touristenhotspots im Süden gelten nach wie vor die strengen Regeln.

Surfen erlaubt – Sonnenbaden verboten: Öffnet Florida zu früh?

 

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