DRR News 05.10.20 – Reiselust / Inlandsinfektionen / Tschechien & Paris

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wie steigt man nach zweiwöchiger Pause wieder ins News-Geschäft ein. Eine Zusammenfassung erscheint müßig, zu viele Nachrichten wurden in den letzten Tagen wahlweise links oder auch rechts überholt.

Ende der weltweiten Reisewarnung ist kein wirkliches Ende

Was positiv klingt, hat unterm Strich nur wenig verändert. Reisewarnungen bestehen in differenzierter Form weiter, Grenzen anderer Länder bleiben geschlossen, auch wenn sie nicht mehr zu den Risikogebieten zählen. Neuseeland ist dafür das vielleicht beste Beispiel. Im Verlauf der letzten Woche haben sich zudem die Corona-Infektionsgebiete nicht nur innerhalb Europas, sondern auch innerhalb von Deutschland wieder erhöht. Die Zahl der Risikogebiete, zum Beispiel in Frankreich, Belgien, Niederlande, Großbritannien und Spanien, wächst unaufhörlich. Die Reiseindustrie und ihr Verband, der DRV haben darauf mit einer Öffentlichkeitskampagne reagiert: „Coronatest statt Stubenarrest“.

DRV-Social-Media-Kampagne

Der Verband wendet sich gegen die von der Bundesregierung geplante Änderung der Einreisebestimmungen nach Deutschland. Demnach sollen alle Reiserückkehrer, die ab dem 15. Oktober aus einem Risikogebiet nach Deutschland einreisen, in eine fünftägige Zwangsquarantäne. Nach diesen fünf Tagen können die Rückkehrer dann einen Coronatest machen. Ein negatives Testergebnis hebt die Quarantäne auf. DRV Präsident Norbert Fiebig erklärte letzte Woche:

„Die Zwangsquarantäne ist unverhältnismäßig. Das ist der falsche Weg und sie führt die Reisewirtschaft auf direktem Weg in einen zweiten Lockdown“ (…) Mit dem zielgenauen Einsatz von Tests bei der Einreise nach Deutschland lässt sich die Einschleppung des Coronavirus wirksam unterbinden. Im Gegensatz zum nicht zu kontrollierenden Wegsperren von Reisenden sorgen Tests für eine adäquate Risikominimierung. Unsere Losung lautet: Test statt Quarantäne.“

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Der DRV ist nicht der einzige Branchenverband, der den zügigen Einsatz von Schnelltests fordert. Dieselbe Forderung kommt insbesondere auch aus der Luftfahrtbranche und von den Fluggesellschaften. Die Luftfahrtverbände IATA, ACI Europe und Airlines for Europe (A4E) haben bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine europaweite Regelung in Sachen Schnelltests gefordert. Diese müsse die unterschiedlichen Quarantäneregelungen ablösen.

Luftfahrtverbände fordern Schnelltests

Klage gegen Quarantäneregelung

Der Türkei-Spezialist Bentour hat in der letzten Woche gegen die Quarantäneregelung nach Reiserückkehr geklagt. Beim Einzelfall mit möglicher Massenwirkung geht es um eine Türkei-Urlauberin, die mit negativem Corona-Test eingereist ist, sich aber trotzdem in eine Quarantäne begeben soll.

Infektionsherde im Inland

Dazu kommen aber auch verstärkt Infektionsherde, meist im privaten Bereich, innerhalb Deutschlands: Berlin-Mitte, Vechta, Cloppenburg, Remscheid u.a. – Diese wiederum lösen einmal mehr die Diskussion um vorgeschriebene Tests und Quarantänemaßnahmen im Inland, nach der Rückkehr aus solchen Regionen aus. Die konkreten Regelungen sind nach wie vor eine Angelegenheit der Bundesländer, die dies entsprechend unterschiedlich handhaben. Der als „Infektionsschutz-Hardliner“ bekannte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich heute im ZDF-Morgenmagazin gegen eine innerdeutsche Reisebeschränkung für Bewohner aus inländischen Infektions-Hotspots ausgesprochen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts hat die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland die Marke von 300 Tausend seit Beginn der Pandemie überschritten.

Risikogebiete im Inland – Zum Beispiel Berlin-Mitte

Info-Empfehlungen

Wir empfehlen die Aufstellung der Reisewarnungen und Reisehinweise des Auswärtigen Amts und die Regelungen des jeweiligen Heimat-Bundeslands. Dort finden sich die konkreten Hinweise mit jeweils aktuellem Stand.

Reiselust

Abhängig von Branchenforderungen, amtlichen Regelungen und der daraus resultierenden Unsicherheit ist die Reiselust der Deutschen insgesamt gesunken. Die Reisewarnung ist zwar kein Reiseverbot, sondern weist auf mögliche Gefahren hin und liefert damit die Berechtigung zur Stornierung einer Pauschalreise. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind für die Branche trotzdem fatal.

Nur noch jede fünfte Deutsche hat im Herbst und dem bevorstehenden Winter konkrete Reisepläne. Das ergibt eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa, die vom Meinungsforschungsinstitut Yougov durchgeführt wurde. Der Anteil der Auslandsreisen liegt sogar nur noch bei 8 Prozent. Dies entspräche einer Reduzierung um die Hälfte im Vergleich zu den Vorjahreszahlen.

Reiselust im Winter sinkt – Foto: Lufthansa

Wirtschaftliche Folgen in den Urlaubsländern   

Nicht nur die heimische Reisebranche leidet unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Auch in unseren favorisierten Urlaubsländern, macht sie sich wirtschaftlich bemerkbar. Insbesondere Spanien, als eines der beliebtesten europäischen Reiseziele bekommt das zu spüren. Von dort kommen die Wirtschaftszahlen für den August und belegen einen Einbruch der Urlauberzahlen von rund 75 Prozent im Vergleich zum Vormonat Juli.

Düstere Wolken über Spaniens Tourismuswirtschaft

Aktuelles vom Tage

Höchste Warnstufe in Paris

Die französische Regierung hat in der Nacht für die Hauptstadt Paris die höchste Warnstufe ausgerufen, die ab Morgen und für zwei Wochen gelten soll. Dies bedeutet eine weitere Einschränkung des öffentlichen Lebens. Bars und Cafés müssen ab sofort geschlossen bleiben. Für Restaurants gelten noch einmal schärfere Hygieneregeln. Dieselbe Regelung gilt bereits für die südfranzösische Stadt Marseille und die französische Karibikinsel Guadeloupe.

Tschechien ruft Notstand aus

Die tschechische Regierung hat den „Nationalen Notstand“ ausgerufen. Damit kehrt das Land zu einer Regelung zurück, die bereits von Mitte März bis Mitte Mai in Kraft war. Die Infektionszahl liegt dort bei durchschnittlich 303 Personen pro einhunderttausend Einwohnern, bezogen auf die letzten 14 Tage. Lediglich Spanien überschreitet diese Zahl. Dort liegt sie aktuell bei 319. Im Gegensatz zum Frühjahr sollen die tschechischen Grenzen geöffnet bleiben. Tschechien gehört zu den Ländern in Europa, die vom Auswärtigen Amt als Risikogebiet eingestuft sind.

Nationaler Notstand in Tschechien

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