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Die Vorbemerkung
Wir befinden uns in schwierigen Zeiten, diesmal mit einem anderen, aber mindestens genauso schwierigen, Thema. Das Corona Virus und Covid-19 haben uns in den letzten Monaten völlig vereinnahmt. Die Corona-Infektionslage in den USA ist so kritisch wie in keinem anderen Land der Welt.
Dieser ohnehin schon schwierigen Phase hat die amerikanische Gesellschaft ein weiteres, schwieriges Kapitel hinzugefügt: Den erneut aufflammenden Protest gegen Rassismus. Die Verbindung zur Corona-Krise liegt in der Tatsache, dass die schwarze Bevölkerung besonders stark von der Pandemie betroffen war und ist.
Genau in diesem Krisenmodus wurde in Minneapolis George Floyd ermordet. Erstickt durch einen Polizeibeamten nach einer Festnahme. Das Knie des Cops in seinem Nacken klagte George „I Can’t Breathe“. Der Polizist reagierte nicht und 8 Minuten und 43 Sekunden später war George Floyd tot. Was dann geschah wird in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen. Landesweite Proteste wegen dieser Gewalttat, wegen Floyds Ermordung, gegen den latent und historisch gewachsenen Rassismus.
#BlackLifesMatter
Ein Hashtag geht um die Welt und der 45. Präsident der USA schließt die Augen und ignoriert, begleitet vom heimlichen Beifall aller Rassisten im Land. Rassismus hat Tradition in den USA. Also schauen wir in dieser Podcast-Ausgabe auf meine eigenen Reisen durch das Land, das ich eigentlich sehr liebe. Stammhörer der Reiseradio-Podcasts erinnern sich an meine Reise durch die Südstaaten der USA auf der Recherche rund um Musik: Gospel, Blues, Soul, Rock’n-Roll.
Ganz schnell war an den unterschiedlichsten Stationen und Orten von sozialer Ungleichheit die Rede. Das herauszuarbeiten und zu erzählen, ist das Ziel dieses Podcasts.
Station 1: Birmingham, AL.
Dort befindet man sich im Epizentrum der Konflikte zwischen Schwarz und Weiß in den 1950er und 60er Jahren. Dort habe ich Barry McNealy getroffen. Er ist Programmberater des „Civil Rights Institute of Birmingham“. Hier wird nicht nur ausgestellt, sondern auch geforscht. Nur eine Straße trennt das Museum von der 16th Street Baptist Church. Die Kirche, die traurige Berühmtheit erlangt hat, als 4 Mädchen im Alter von 11-14 Jahren durch einen Bombenanschlag des Ku-Klux-Klans am 15. September 1963 ums Leben kamen. Es ist eine der traurigsten Geschichten, der schwarzen Bevölkerung von Birmingham, Alabama.
Barry berichtet von der traurigen Historie des Kampfs um die Bürgerrechte für Schwarze. Und er schlägt auch die Brücke in die Gegenwart. Diese ist immer noch weit entfernt von einer gesellschaftlichen Gleichberechtigung schwarzer Amerikaner.
Er erzählt mir das am Eingang des Kelly-Ingram-Parks, direkt unter dem Denkmal für Martin Luther King. Dessen Blickrichtung geht aus dem Park über das Denkmal der ermordeten Kinder direkt auf die 16th Street Baptist Church, der ältesten schwarzen Kirchengemeinde der Stadt. Dort bin ich am nächsten Morgen zum Gottesdienst eingeladen. Diese tiefgehende emotionale Erfahrung ist natürlich Thema.
Station 2: Jackson, MS.
In der 16th Street Baptist Church von Birmingham hatte ich die emotionale Begegnung mit dem Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die theoretische Erfahrung machte ich zuvor im „Civil Rights Museum“ in Jackson. Von Direktorin Pamela D.C. Junior bekam ich die allererste Lektion in Sachen Bürgerrechte und Musik: Blues oder wie bringt Musik Menschen zusammen?
Station 3: Clarksdale, MS.
Blues als Katalysator für den Freiheitskampf. Was aber macht den Blues aus und was machte ihn so einmalig? Diese Frage beantwortet NaCherrie Cooper. Sie ist nicht nur Musikfachfrau, sie ist auch die Urenkelin der Blueslegende Muddy Waters. So wird Blues auch zu einer Familiengeschichte.
Station 4: New Orleans, LA.
Blues beschreibt die Lebenssituation der schwarzen Amerikaner. Der Ursprung der Unterdrückung liegt aber in der Sklaverei. Die schwarze amerikanische Musik ist letztlich aus Afrika eingewandert. Rechtlos kämpften die Menschen ums Überleben und wurden schon ganz früh zur unfreiwilligen Attraktion; missbraucht als Amüsement der weißen Bevölkerung. Das ist eine Menschenrechts-Lektion, erzählt vom Musikjournalisten John McCusker.
Gleich ob Jazz oder Blues, die Musikstile entwickelten sich, die Freiheit schwarzer Menschen nicht. Trotzdem war Musik Überlebenshilfe und in späteren Jahren eine mögliche Strategie gegen den Teufelskreis. Die schwarzen Jazzmusiker zog es nach Chicago. Die Blueshelden machten sich vom Mississippi Delta aus auf den Weg nach Memphis.
Station 5: Memphis, TN.
Dort gab es Aufnahmestudios und den ersten schwarzen Radiosender der USA. Der verhalf auch Blueslegende B.B. King zum musikalischen Durchbruch. Der Meister des Blues erzählt die Geschichte höchstpersönlich im Podcast. Die Aufnahmen stammen aus dem B.B. King Museum in Indianola, Mississippi.
Memphis entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte zum musikalischen Schmelztiegel. Vorurteile, Rassentrennung und soziale Benachteiligung wurde selbstredend nicht eingeschmolzen. Die Stadtgeschichte zeigt auch einen schweren Niedergang in den 1970er und 80er Jahren. Memphis wäre nach großen Zeiten beinahe vor die Hunde gegangen. Gerettet wurde die Stadt zu Beginn der 1990er Jahre von Musikgrößen der Stadt. Das Zentrum, rund um die Beale Street, heute ein Anziehungspunkt für Touristen, hat letztlich nur Dank Musik und Besuchern überlebt. Was heute wieder funktioniert, hätte die in der Minderheit befindliche reichere weiße Bevölkerung beinahe vermasselt.
Memphis wurde in diesen Jahren durchaus reduziert auf Graceland und die Rock’n-Roll Legende Elvis Presley. Aber selbst das SUN-Studio, in dem er seine erste Hitsingle produzierte, musste wiederbelebt werden.
Station 5a: Stax Museum & Soulsville Stiftung, Memphis, TN
Was sich nicht änderte waren der Rassenhass und die gesellschaftliche Benachteiligung. Immer dann, wenn Schwarze begannen Geld zu verdienen und gesellschaftliche Anerkennung zu bekommen, griffen Rassisten ein und machten Erfolg zunichte. So auch bei einem Studio in Memphis, das Soul-Geschichte geschrieben hat. Das ist die Geschichte von Stax‘ gewaltsamem Niedergang und der Auferstehung als Museum und Stiftung.
Station 5b: Lorraine-Motel, Memphis, TN
Der Schauplatz des größten, brutalsten und traurigsten Akts des Rassismus in Memphis ist ein ehemaliges Motel. Das Lorraine Motel ist der Schauplatz der Ermordung von Dr. Martin Luther King 1968. Heute beherbergt es das „National Civil Rights Museum“.
„I have A Dream“. Der Traum des Dr. Martin Luther King hat sich bis heute nicht realisiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir zu viele Waffen haben in unserem Land, meint Barry McNealy aus Birmingham, Alabama und belegt das im Podcast.
Station 6: Brownsville, TN
Statt besser wird es immer schlimmer. Das sagten mir Bluesmusiker aus Brownsville. Elam, Linzie und Jimmie beklagen sich allenfalls sehr leise und spielen den Blues. Sie spielen einfach weiter: Keep on Playing and Keep on Fighting.
Information:
Das sind die Links zu den bereits erschienenen Detailstorys:
Auf dem Weg zum Blues – Bürgerrechte in Jackson, MS
Blues Business & Meet B.B.King – Indianola, MS
Grandpa Blues – „Delta Schätze“ aus Clarksdale und Cleveland, MS
Sun over Rock’n-Roll, Memphis, TN
Stax & Soulsville USA, Memphis, TN
„Beale, Blues & Black“, Memphis, TN
Das Tagebuch zum Music-Roadtrip
Die noch fehlenden Geschichten kommen, ganz bestimmt!
Hinweis:
Die Reise und Recherche wurde unterstützt von Condor (50% Flugpreisreduktion), Alamo Rent-A-Car (50% Rabatt) sowie den Tourismusorganisationen von New Orleans, Mississippi, Tennessee und Alabama (Hotelunterkünfte und Rechercheunterstützung) – Diese Recherchehilfe hat keinen Einfluss auf eine unabhängige Berichterstattung!
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