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Diesmal geht es um Lebensfreude, um kulinarische Verlockung, um unbekannte Geschichte und Geschichten. Es geht auch um Erinnerungen. Ziemlich genau vor einem Jahr war ich in Schweden. Genau genommen zum Herbst in Smaland und noch genauer zum Herbst in Kalmar und auf der Insel Öland zum Skördefest und allen Ereignissen drum herum.
Da wusste noch keiner, was im Jahr 2020 auf uns zukommen sollte und so bleiben jetzt erst einmal wundervolle Erinnerungen an Herbsttage an der schwedischen Ostküste mit kulinarischen Verlockungen, schönen und fröhlichen Erlebnissen und bereichernden Begegnungen. Das, was zum Reisetipp werden sollte ist jetzt erst einmal eine schöne Geschichte zum Lauschen. Denn viele der jährlichen Veranstaltungen wurden in diesem Jahr abgesagt. Trotzdem geht mehr als mann und frau denken. Also, Knoten ins Taschentuch für den Herbst 2021, wenn dann wieder alles besser ist – Hoffen wir’s!
Die Erlebnisorte
Zwei Orte bzw. Regionen spielen in diesem ersten Podcast über Smaland die Hauptrolle. Es ist die Stadt Kalmar und die, der Stadt direkt gegenüberliegende Insel Öland. Es ist eine Region, die bei deutschen Touristen noch nicht die Hauptrolle spielt, wenngleich dies problemlos möglich wäre. Der schwedische Südosten ist gut erreichbar. Das Wetter hält sich normalerweise recht tapfer bis in den Oktober hinein. Die Gegend ist genauso geschichtsträchtig wie „landschaftsparadiesisch“. Mein Trip spielt zwischen Schlössern, Burgen und der einzigartigen Natur an Schwedens Ostküste und auf der Insel Öland.
Wer Öland will muss auch Kalmar sagen
Das Städtchen mit etwa 30.000 Einwohnern sticht aus vielen Orten gleicher Größenordnung heraus. Was kaum ein Tourist weiß, Kalmar war einmal schwedische Hauptstadt. Das war zu Zeiten als die schwedischen Provinzen Schonen und Blekinge noch zu Dänemark gehörten und die Schweden ganz bewusst ihr Machtzentrum an der Nähe zur Grenze ansiedelten. Was hat der Besucher heute davon? Er findet ein prachtvolles Schloss, dass heute noch so aussieht, als müsste gleich König Gustav Vasa um die Ecke reiten.
Es liegt direkt am Meer und die Mauern und Wälle sind auch heute noch mit Kanonen ausgestattet, als stünden die Dänen vor der schwedischen Hauptstadt. Auf der Landseite findet sich ein wundervoller Park. Hier und gleich dahinter, im Stadtteil Gamlastan, stand einmal das ursprüngliche Kalmar. Ein Großfeuer hat es 1647 dahingerafft. Heutiger Blickfang ist „Kalmar 2“, das ab 1650 entstand. Die damalige Befestigungsanlage mit Stadtmauer, Türmen und Toren ist fast komplett erhalten. Der Grundriss des neuen Kalmar orientierte sich aber an barocker Struktur: Gerade Straßen, lichtdurchflutete Plätze und in der Mitte die Kathedrale. Schweden hatte sich der Reformation angeschlossen. Dementsprechend wurde die Kirche gebaut. Von außen sieht sie aus wie ein kleiner Palast. Das Innere ist geprägt von weißen Wänden und nur noch einem Altar, dem Größten in Nordeuropa.
Für echte Seefahrer gibt es noch ein Museum, in dem viele aus dem Kriegsschiff „Kronan“ geborgene Gegenstände ausgestellt sind. Das Wrack der „Kronan“ liegt aber immer noch vor der Küste Ölands in der Ostsee. – Wichtig: Diese Innenstadt ist kein Freiluftmuseum. Da Kalmar auch Universitätsstadt ist, finden sich hier unzählige Cafés, Kneipen und Restaurants. Die Plätze bieten Freiflächen für die Gastronomie. In einer Umfrage haben die Schweden Kalmar zur besten Sommerstadt des Landes gekürt und das schon dreimal in Folge. Bummeln, Genießen und Menschen treffen, das geht vortrefflich. – Geschichtsfreaks können sich alle Hintergründe in einer Stadtführung erläutern lassen. Das ist interessant und dauert nicht viel länger als zwei bis drei Stunden. Ich habe die Führung mitgemacht. Die Töne warten im Podcast.
Kalmar – Genuss mit schwedischer Küche
Tourismuschef Stefan Johansson hat uns ins „Postgatan“ entführt. Die beiden Inhaber haben sich der regionalen und saisonalen Küche verschrieben. Da viele schwedische Gerichte aus der Tradition eher deftig-herzhaft und mit vielen Kalorien daherkommen, haben die Beiden viele Gerichte neu interpretiert.
Statt der leckeren aber eher schweren Kroppkakor (Kartoffelklöße mit Schinkenspeck gefüllt und gekocht, sowie mit Preiselbeeren, viel Butter und noch mehr Sahne serviert) servieren die beiden ihre Version mit Kartoffelmus, getrockneten Preiselbeeren, Zwiebeln und Gewürzen sowie einem gebratenen Zander- oder Hechtfilet.
Die Karte weist Menüs mit bis zu 12 Gängen aus. Aber, wie die Besitzer sagen, soll ihr Restaurant auch jedem offenstehen, der hereinkommt und nur ein Hauptgericht bestellt.
Essen gut, Atmosphäre wundervoll, Stimmung hervorragend. Wenn dann noch, wie bei meinem Besuch die Sonne scheint, kann problemlos ein paar Tage hier verbringen. Wundervoll, wenn auch nicht ganz billig wohnt man im Hotel „Packhuset“ direkt am Hafen. Wer Glück hat, kann vom Zimmerfenster direkt aufs Wasser schauen, gerade abends wundervoll romantisch.
Ölands Herbst ist romantisch und bunt
Das komplette Inseldasein von Öland ist seit 1972 zu Ende. Seitdem verbindet sie eine 6 Kilometer lange Brücke mit dem Festland.
Eine eigene Welt ist Öland trotzdem geblieben. Das liegt an der Geographie und der Geologie. Öland ist 137 Kilometer lang und maximal 16 Kilometer breit. Aber spielt das eine Rolle? Den meisten Einwohnern sind die exakten Zahlen ziemlich egal. Nicht umsonst habe ich in nur wenigen Stunden in mehreren Interviews vier unterschiedliche Zahlen genannt bekommen. Letztlich egal: Die Insel ist ziemlich lang und recht schmal.
Die Geologie und das Skördefest
Geologisch gibt es noch einen Unterschied. Der Süden Ölands liegt etwas höher und ist von Kalkstein geprägt. Muttererde gibt’s hier allenfalls als dünne Auflage. Das taugt, mit viel Glück, als Weideland. Anbauen lässt sich hier nichts. Der nördliche Teil ist fruchtbar und hier wächst all das, was die Öländer jedes Jahr zum Skördefest feiern. Hier ist Erntedank noch eine echte Größenordnung. In diesem Jahr ist das Erntefest der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Was da passiert, wieviel Spaß die Besucher haben und was man alles erleben kann, konnte ich während des Skördefests 2019 erleben. Gibt es im Podcast zu hören.
Tourismus auf Öland
Wald gibt es wenig. Der Wind kommt meistens von vorn und die Urlauber in der Regel im Sommer. Es gibt Strände. Die schönsten liegen im Norden. Das Meer ist eher frisch. Letzteres scheint die Schweden nicht zu stören. Das mit dem Wind hat Tradition. Früher gab es mal um die 300 Windmühlen auf der Insel. Heute sind es weniger, aber sie tauchen immer mal rechts und links des Weges auf.
Im Sommer ist viel los. Im Rest des Jahres hält sich der Andrang in Grenzen. Allenfalls im Frühjahr und Herbst kommen die Ornithologen, wegen der Zugvögel, die hier rasten. Dann gibt es was zu sehen, Wildgänse (Nils Holgersson lässt grüßen) und Kraniche inklusive.
Die Sommerinsel der Königsfamilie
Öland war mal königliches Jagdrevier. Das hat den Bewohnern nicht gefallen. Mit Beginn des20. Jahrhunderts zog aber adliger Glanz auf der Insel ein. Die damalige Königin Victoria bekam ein Sommerschloss geschenkt, damit sie nicht immer nach Italien tingelte, wegen der Lunge und der guten Luft. Es entstand Schloss Solliden, in der Nähe des Städtchens Borgholm. Wer davorsteht bekommt den Eindruck, dass es sich auch um ein italienisches Landhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert handeln könnte. Schloss und Park haben sich im Lauf der Jahre zu einem stattlichen Anwesen entwickelt.
Der Boom begann aber, als König Carl Gustav und Königin Silvia eine Tradition begründeten. Sie ernannten „Solliden-Slott“ zu ihrer Sommerresidenz und kommen seit vielen Jahren regelmäßig für 6 bis 8 Wochen nach Öland. Im Zeitrahmen ist immer der 14. Juli. Das ist der Geburtstag von Kronprinzessin Victoria, die sich vermutlich keinen anderen und besseren Ort für die Geburtstagsfeier vorstellen kann. Den Ausflug nach Solliden und Geschichten von Einheimischen über die Begegnung mit der Königsfamilie gibt es im Podcast zu hören. Der schwedische Adel jedenfalls liebt Öland und die Ölander lieben ganz besonders die Kronprinzessin.
Königlich essen gehen
Außerhalb des Solliden-Geländes gibt es ein Restaurant für Besucher. Abends schaut aber auch schon mal der Adel vorbei. Die königliche Familie, so wurde mir gesagt, geht auch gerne zum Abendessen ins „Hotell Borgholm“. Das Haus mit preisgekröntem Restaurant gehörte mal der deutschstämmigen Karin Fransson und ihrem Mann. Der Michelin-Stern für einst Schwedens bekannteste Fernsehköchin spricht für sich. Inzwischen haben sich Karin und Uwe zur Ruhe gesetzt. Der Nachfolger Christopher Johansson ist aber auf dem besten Weg die Auszeichnung ebenfalls zu erwerben. Hier spielt die feine, regionale, schwedische Küche eine zentrale Rolle und die Atmosphäre ist einmal mehr so herrlich unprätentiös. Das haben auch „Königs im Urlaub“ gerne. Was es gab, als ich dort war? Podcast hören!
Der “Klotz” in der Landschaft – Burg Borgholm
Burg Borgholm war einmal als Verteidigungsanlage geplant, wurde allerdings nie fertiggestellt. Als dann im 19. Jahrhundert auch noch ein Großbrand dem Gemäuer zusetze, hat man es verfallen lassen. Trotzdem eindrucksvoll steht es oberhalb der Küste und dient für Kulturevents im Burg- oder Schlosshof (mit der Bezeichnung sind sich die „Gelehrten“ nicht ganz einig). Während des Erntefestes findet hier auch der „Tag des Schafs und der Ziege“ statt. Das Spektakel ist ebenfalls im Podcast zu hören.
Öland, typisch Schweden? Schließlich gehört die Insel doch zur Region Småland, die das Positivvorurteil doch so sehr beflügelt. Nicht von ungefähr stammte auch Astrid Lindgren aus Smaland und hat uns, neben Pippi Langstumpf, herrliche Kindheitserinnerungen aus den drei Häusern des Dörfchen Bullerbü geschenkt. Ganz klar. Smaland und Öland sind keinesfalls niedlich. Aber die Gegend umfängt einen mit einer ganz besonderen Stimmung. Die gibt Ruhe, Zeit und Genuss. Also eigentlich das, wovon jeder im Urlaub träumt und es dann meist doch nicht kriegt. Smaland wäre dafür mal eine gute Alternative.
Tipps zur Anreise
Kalmar und Öland liegen nicht direkt an den schwedischen Rennstrecken. Nichtsdestotrotz ist die Anreise bequem. Im letzten Jahr gab es noch eine Nonstop-Flugverbindung vom Airport in Växjö nach Berlin. Diese ist der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Für 2021 kündigt der Flughafen jetzt eine Route von Eurowings von und nach Düsseldorf an. Fliegen kann man zusätzlich auch zum Airport nach Kopenhagen. Direkt von dort gibt es einen Nonstop-Zugverbindung nach Kalmar.
Damit ist klar, dass sich die Region auch ausschließlich per Bahn erreichen lässt. Das dauert allerdings etwas.
Die meisten Urlauberwerden ohnehin mit dem eigenen Auto anreisen. Hierfür gibt es, neben dem langen und zeitaufwändigen Landweg Fährverbindungen zwischen Deutschland und Südschweden. Die wichtigsten Facts:
Fährverbindungen nach Südschweden
Die Preise differieren je nach Fährgesellschaft, Saison und Datum der Buchung. Alle Reedereien haben Sonderangebote und Fährpakete auf ihrer Homepage. Tickets gibt es in der Nebensaison schon ab 50 Euro pro Person und Strecke.
Eine Standardbuchung (Hin- & Rückfahrt inkl. 2 Personen, PKW und einfacher Kabine schlägt mit ca. 450 Euro zu Buche.)
Folgende Strecken sind im Angebot
TT – Line:
Travemünde- Trelleborg:
Täglich bis zu 8 Abfahrten – Fahrzeit ca. 8 Stunden
Rostock – Trelleborg:
Täglich bis zu 8 Abfahrten – Fahrzeit ca. 6 Stunden
Swinouiscie / Swinemünde (Polen) – Trelleborg:
Täglich bis zu 4 Abfahrten – Fahrzeit ca. 6 Stunden 30 Minuten
Finnlines:
Travemünde – Malmö:
Täglich bis zu 3 Abfahrten – Fahrzeit ca. 9 Stunden
Stena-Line:
Rostock – Trelleborg:
Täglich bis zu 3 Abfahrten – Fahrzeit je nach Schiff zwischen ca. 6 und 7 Stunden
Weitere Informationen:
Hinweis:
Diese Reisereportage wurde unterstützt von Visit Sweden und den Tourismusorganisationen in Småland, Öland und Kalmar. Dies hat keinen Einfluss auf eine objektive Berichterstattung!
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