D-RR News 10.06.22 – Boom / Türkei / USA / Flüge / Klima

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Zahlen des Tages (RKI)

318,7 (erheblich steigend)

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner)

77.878

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

106

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

139.729

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)


Ferienhaus-Run

Ferienhausboom – Mittelgebirge holen auf – Foto: Feriendorf-Wasserkuppe

Was in den beiden letzten Jahren aus Pandemiegründen zum Trend wurde, setzt sich offensichtlich fort. Der Deutsche Ferienhausverband (DFV) geht davon aus, dass die Nachfrage mindestens so hoch wie im letzten Jahr sein wird, oder sie sogar übertreffen wird.

Trotz der steigenden Preise sieht die Branche zuversichtlich auf den Umsatz. Neu für Kunden wird sein, dass viele Ferienhaus- und Ferienwohnungsanbieter den Energieverbrauch während des Ferienhauses auf den jeweiligen Verbrauch umgestellt haben. Damit ergibt sich zusätzlich zum gestiegenen Mietpreis noch eine Unsicherheitskomponente, die die Gäste aber selbst im Griff haben.

An den favorisierten Zielen hat sich nur wenig geändert. Ost- und Nordsee, Regionen in Alpennähe und rund um den Bodensee sind die Top-Destinationen. Die deutschen Mittelgebirge machen aber zusehends Boden gut, was auch an der großen Nachfrage liegen dürfte.

Warnstreik bei Easyjet

BER – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Betroffen sein dürften insbesondere Flüge ab dem Flughafen Berlin-Brandenburg. Die Gewerkschaft Verdi hat Flugbegleiter zu Warnstreiks aufgerufen. Alleine heute Morgen mussten 20 Flüge des Low Cost-Carriers gestrichen werden. Verdi fordert u.a. Gehaltssteigerungen von 5 Prozent. Die Airline hat sich vom Verhalten der Gewerkschaft enttäuscht gezeigt.

Im Hintergrund der verhärteten Situation zwischen Easyjet und Verdi dürfte auch die geplante Reduzierung von Flugzeugen und Personal am Standort BER sein, die die Fluggesellschaft vor einigen Wochen. Easyjet will die Zahl der Maschinen ab Herbst von 18 auf 11 reduzieren. Dadurch stehen beim fliegenden Personal 275 Arbeitsplätze zur Disposition. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Easyjet sogar 34 Maschinen in Berlin stationiert.

Türkei streicht „3G“

Türkei lockert und kämpft um Gäste – Foto: TUI AG    

Ab sofort gibt es keine Einreisebeschränkungen mehr. Die türkischen Behörden verlangen bei Einreise keinerlei, Impf- oder Testzertifikate mehr. Dies gilt auch bei Anreise auf dem See- und Landweg. Der Türkeiurlaub wird dadurch unkomplizierter. Die offiziell gemeldeten Tagesinzidenzwerte liegen heute und seit einigen Tagen bei Null.

Darin dürfte sicher auch die Lockerung begründet liegen, denn der türkische Tourismus braucht dringend zusätzliche Gäste, nachdem der Urlaubsmarkt aus Russland und der Ukraine nahezu völlig zusammengebrochen ist.

USA sind teuer geworden

Journalistische Arbeit im IPW-Mediazentrum (D-RR Archivbild, 2019)

Das ist, neben der Branchenforderung nach dem Ende der Testpflicht bei Einreise, eine Haupterkenntnis der am Mittwoch zu Ende gegangenen Reisemesse IPW in Orlando.

Hotelpreise von 250 (Florida) bis zu 500 Dollar (in Großstädte wie New York oder Boston) pro Nacht seien keine Seltenheit. Das berichtet fvw-Redakteur Holger Jacobs. Der Grund dafür liege im erheblich gestiegenen Inlandsreiseverkehr. Europäische Veranstalter hätten derzeit nur geringe Kapazitäten und damit auch erheblich weniger Einfluss bei Preisverhandlungen. Ansonsten kämpfen die amerikanischen Touristiker mit denselben Problemen wie überall: Personalmangel, Flugstreichungen und Knappheit bei Mietwagen und Wohnmobilen.

Flugstreichungen im Juli

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wir berichteten am Mittwoch von den Personalproblemen bei Swiss. Jetzt ereilt auch Lufthansa und Eurowings eine Streichungswelle. Im Juli werden etwa 900 Flüge nicht durchgeführt. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, handele es sich weitgehend um Flüge an Wochenenden (Freitag bis Sonntag) und vorrangig um Kurz- und Mittelstrecken. Grund dafür ist der Personalmangel. Mit diesem kämpfen nicht nur die Airlines, sondern auch Flughäfen, Security, Bodendienstleister und Cateringunternehmen.

Alle betroffenen Fluggäste sollen umgehend informiert werden. Als Alternative will man Umbuchungen oder bei Inlandsverbindungen auch das Ausweichen auf die Bahn anbieten.

Umweltbewusstsein und Reiseverhalten

Die ITB Berlin und Statista haben in dieser Woche neue Umfrageergebnisse zum Thema wie sich das Umweltbewusstsein auf das Reiseverhalten auswirkt.

Die Fakten sind ziemlich klar: Die Globale Reisebranche trägt rund 10 % zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei, ist aber auch für rund 5 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Bei Verkehr und Transport fallen die meisten Treibhausgasemissionen an.

Klimawandel schafft Aufmerksamkeit aber bremst nicht die Reiselust – Reisende versuchen Flüge zu vermeiden, planen aber weiter Auslandsreisen – Forderung an die Politik: Forschung und Investitionen in grünen Verkehr

Quelle: ITB Berlin

Erkenntnis und Realitäten

Dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zufolge fallen drei Viertel aller globalen CO2-Emissionen des Tourismus durch Transport und Verkehr an. Der Großteil geht auf den Flugverkehr (40 %) sowie die Autonutzung (32 %) zurück. Nur ein kleiner Teil (3 %) entsteht bei Bahn- und Busreisen. Die aktuelle Befragung von Statista zeigt nun, dass den deutschen Reisenden der Umwelteinfluss des Verkehrsmittels bereits bewusst ist: Bei der Frage nach Verhaltensänderungen aufgrund des Klimawandels gehört die Vermeidung von (Langstrecken-)Flügen zu den meistgegebenen Antworten.

Reiselust bleibt

Ein kompletter Reiseverzicht aus Nachhaltigkeitsgründen erweist sich hingegen als Seltenheit. Von den befragten Deutschen, die 2022 keine Reise planen, nannten lediglich 6 % den Umweltschutz als Grund. Die Bedrohung durch den Klimawandel hemmt demnach nicht die generelle Reiselust, sondern beeinflusst potenziell die Art und Weise, wie Urlaub gemacht wird.

24 % der Reisenden, in der jüngeren Vergangenheit, haben Pläne für Auslandsreisen aus Umweltgründen geändert. Trotzdem stehen diese wieder hoch im Kurs. 70 % der Deutschen, die für dieses Jahr eine Reise geplant haben, möchten dabei (auch) über die eigenen Landesgrenzen hinaus.

Foto: Messe-Berlin

Nachhaltige Reiseveranstalter als Lösungsansatz?

Dabei gilt auch die Regel: Nachhaltigkeit besteht nicht nur aus dem CO2-Fußabdruck. Neben dem gewählten Verkehrsmittel gibt es weitere Aspekte, die die Nachhaltigkeit einer Reise beeinflussen. So ist z.B. 48 % der deutschen Reisenden Müllvermeidung während eines Urlaubes wichtig, 40 % legen Wert auf einen sparsamen Umgang mit Ressourcen (wie Energie und Wasser) und 39 % wünschen sich eine faire Bezahlung des Personals am Urlaubsort.

Rika Jean-François, CSR Beauftragte bei der ITB Berlin erklärt:

Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt. (…) Kund:innen müssen sich nicht mehr zwischen „preisgünstig“ oder „ethisch korrekt“ reisen entscheiden, da es immer mehr Anbieter:innen gibt, die Nachhaltigkeit in ihrem Produktportfolio etablieren, ohne die Preise anzuziehen. Es ist eine Investition in die Zukunft. Im nächsten Schritt spielt auch unabhängige Zertifizierung eine nicht unwichtige Rolle, da sie sowohl den Anbieter:innen als auch den Verbraucher:innen Orientierung gibt und damit „Greenwashing“ bekämpft. Nachhaltiges Denken muss in unser aller Mindset Einzug halten, auch was unser Urlaubsverhalten betrifft: Fahre ich im Inland Bahn, kompensiere ich meinen CO2-Fußabdruck- wenn ich doch fliege, bleibe ich eventuell länger vor Ort, statt Kurztrips zu zelebrieren? Jeder sollte sich die Fragen stellen, ob „Zum Shopping mit dem Flieger jetten“ wirklich notwendig ist. Ich hoffe, dass das bald nicht mehr „hip“ sein wird und glaube, dass wir eine baldige Veränderung dieses „Lifestyles“ sehen.

Lifestyleänderung?

Erste Anzeichen sprechen dafür. Nachhaltige Reiseanbieter bieten vielfältige Möglichkeiten, umweltbewusst zu reisen. Das Potenzial ist offensichtlich vorhanden und über 40 % der Befragten wären bereit, bei einem nachhaltigen Reiseanbieter zu buchen, ca. 36 % würden sogar einen Aufpreis für nachhaltige Reiseanbieter zahlen. In den vergangenen zwei Jahren haben dies jedoch lediglich 19 % der Befragten getan. Fest steht allerdings auch, dass für die Reisenden nicht nur ihr individuelles Verhalten im Fokus steht, sondern auch die Reisebranche in der Pflicht gesehen wird, attraktive Optionen im Bereich Nachhaltigkeit anzubieten.

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