D-RR News 18.05.22 – CityTax / Fliegen&Klima / Queer Malta

Foto: Finca Predio Son Serra / Mallorca

Die Zahlen des Tages (RKI)  

407,4

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner)

72.051

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

174

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

137.888

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)


D-RR-Kommentar: Statistisch-Unterhaltend oder Statistisch-Problematisch?

Reiseradio-Kommentar von Rüdiger Edelmann

Die Meldung, dass die Baleareninsel Mallorca, laut TripAdvisor das gefragteste weltweite Reiseziel ist, verwundert vermutlich in Deutschland niemanden. Gleichzeitig sorgen Trends ja auch immer für Probleme. In diesem Fall geht es um die Schwierigkeiten, die Mallorca seit Jahren zu bekämpfen versucht: Party-, Sauf- und Billigtourismus. Angesichts der Corona-Pandemie trat dies in den Hintergrund. Aber was jetzt?

Die Zahlen sprechen für sich. Auf der Insel leben rund 800.000 Menschen, die jedes Jahr von 4.000.000 Touristen „heimgesucht“ werden. Da zeigen sich die Grenzen schon, insbesondere wenn es um den sommerlichen Wassermangel geht, der den Landwirten extrem zusetzt. Immer öfter in den letzten Jahren wurde ihnen der Hahn zugedreht, zugunsten der touristischen Infrastruktur. Gleichzeitig und kaum zu bestreiten ist Mallorca ein Ziel, das unendlich viele Interessen und Kunden vereint. Hier bekommt jeder, das was er sucht. TripAdvisor beschreibt das so:

“Es ist nicht nur der trendigste Ort, sondern auch ein Urlaubsziel, das alles miteinander vereint. Strände und unerforschte Buchten, eine absolut sehenswerte und überraschende Stadt und viele Wanderwege und Routen, die man wahlweise per Fahrrad oder zu Fuß erforschen kann.”

Wohlweislich fehlt der Verweis auf Party, dem die Balearische Inselregierung zudem den Kampf angesagt hat. Es ist eben nicht so einfach mit den Schubladen, denn dieser Belastung steht das höchste spanische Pro-Kopf-Jahreseinkommen gegenüber und was fehlender Tourismus wirtschaftlich mit der Insel macht, haben wir zwei Jahre lang gesehen. Einmal mehr: Die Zukunft des Reisens ist eine Herausforderung, denn Ökologie, Klimawandel und soziale Gerechtigkeit lassen sich angesichts guter Buchungszahlen nicht mehr wegdiskutieren.


 Bettensteuer bleibt

Hotel Wälderhaus in Hamburg – Symbolfoto: Raphael-Hotels

Wer verreist kennt sie: Die Citytax, die Bettensteuer oder wie immer die zusätzliche Besteuerung von Hotelzimmern genannt wird. Eingeführt vor einigen Jahren, war sie beständiger Stein des Anstoßes beim Kunden, aber auch in der Hotellerie. Hotelbesitzer hatten dagegen geklagt. Das Bundesverfassungsgericht hat gestern die Rechtmäßigkeit der Abgabe bekräftigt. Sie sei mit dem Grundgesetz vereinbar. Sechs Jahre hat die Entscheidung gedauert. Die Betroffenen und ihre Verbände zeigen sich enttäuscht von der Entscheidung.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und die Hotelverband IHA kritisierten, dass es das Gericht versäumt habe, der permanenten Erfindung von neuen Steuern Einhalt zu bieten. Auch der Deutsche Tourismusverband (DTV) ist nicht wirklich glücklich. Deren Geschäftsführer Norbert Kunz wird in einer Medienmitteilung des Verbands zitiert:

Ob die Bettensteuer allerdings das richtige Instrument ist, für eine nachhaltige, verlässliche und faire Finanzierung touristischer Aufgaben zu sorgen, muss bezweifelt werden. Dagegen würden die Mittel aus einer Tourismusabgabe zweckgebunden und ausschließlich für touristische und kulturelle Aufgaben aufgewendet werden. Das Urteil und seine Folgen für die Tourismusfinanzierung müssen nun sorgfältig ausgewertet werden.

Der Kunde wird diese Ansicht sicher teilen, so lange neben der Bettensteuer nicht noch eine zusätzliche Tourismusabgabe hinzukommt.

Erst mal ermitteln

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Der internationale Luftfahrtverband IATA will die CO2-Belastung durch den Flugverkehr vergleichbar machen. Erstaunlich schnell hat die Organisation aus der Absichtserklärung einen praktischen Vorschlag gemacht. Vermutet wird die Eile der Organisation, weil Digitalisierung und Webgiganten wie Google bereits vorpreschen.

Dr. Harald Zeiss, Hannover – Foto: Christian Wyrwa, @wyrwa-foto.de

Immerhin sorgte der IATA-Umweltbeauftragte dafür, dass sich in schnellster Zeit 20 Fluggesellschaften auf eine Berechnungsmethode geeinigt haben. Dabei sind auch Schwergewichte der Branche, wie Air France, British Airways, Emirates und Lufthansa. Das, was bei der Flugsuche mit Google schon möglich ist, soll jetzt auch auf den Buchungsseiten der Airlines Realität werden: Während der Buchung wird einem die CO2-Belastung angezeigt, die man erzeugt. Sie wird aus verschiedenen Faktoren ermittelt. Dazu gehören: Strecke, der eingesetzte Flugzeugtyp, durchschnittliche Auslastung der Maschinen, durchschnittliches Gewicht von Passagieren und Fracht und individueller Platzverbrauch an Bord. Business verschlingt mehr CO2 als Economy.

Harald Zeiss, Umweltfachmann und Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode, kann dem IATA-Modell durchaus etwas abgewinnen, kritisiert aber das Fehlen von weiteren klimaschädlichen Faktoren, wie zum Beispiel die Kondensstreifen. Deren Klimawirkung sei noch lange nicht erforscht, so Zeiss.

Trotz der formalen Einigung auf Messmethoden bleibt aber nach wie vor offen, ob die Fluggesellschaften, die Methode anwenden. Lufthansa verlangt zum Beispiel eine Einigung der ganzen Flugbranche, bevor sie damit einsteigen will. Das wiederum kann dauern. Ungeachtet dieses umweltpolitischen Streits, bietet LH immerhin offensiv die Kompensation der Flüge auf ihrer Website an.

Flugverkehr steigt wieder

Foto: Fraport AG

Die Zahl von Passgieren und Flugbewegungen an deutschen Airports steigt wieder kräftig. Die jetzt vorgelegten statistischen Zahlen aus dem März 2022 belegen den Anstieg. 9,4 Millionen Fluggäste wurden im März an deutschen Airports abgefertigt. Im Jahr davor waren es nur 2 Millionen. Die Vor-Pandemiezahl von 2019 lag bei rund 14 Millionen.

Stark gefragt sind Flüge innerhalb Europas. Die Fernstrecke beginnt sich ebenfalls zu erholen. Die Zahl von Inlandspassagieren hat aber im Vergleich zum Vor-Pandemiewert um knapp drei Viertel nachgelassen.

Die Top-Airports in Deutschland sind Frankfurt, vor München, Berlin und Düsseldorf.

„Mein Schiff“ ohne Maske  

Mein Schiff 1 (Symbolbild) – Foto: TUI Cruises

TUI Cruises hat zum 29. Mai das Ende der Maskenpflicht auf den Schiffen eingeläutet. Die Testpflicht bleibt bestehen. Es kommen aber auch dort nur noch Antigentests zum Einsatz. Der erste dieser Tests darf dann auch ein Selbsttest sein.

An Bord soll es dann ebenfalls weitere Lockerungen geben, wie beispielsweise die Aufhebung des Tanzverbots in Innenbereichen oder die Wiedereröffnung der Kinderbetreuung durch den „Kids-Club“.

Vorgeschrieben bleibt ein kompletter Impfnachweis für alle Passagiere ab 12 Jahren. TUI Cruises empfiehlt allen Gästen eine zusätzliche und rechtzeitige Booster Impfung.

Malta queer

Malta: Topplatzierung als queeres Reiseziel in Europa – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Malta ist die LGBTQI-freundlichste Nation in Europa und das bereits zum siebten Mal in Folge. Das ergibt sich aus dem Ranking des „ILGA-Europe-Rainbow-Mapp-Index“.

Seit 2009 erstellt die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) diesen Wert, um auf europäischer Ebene die Situation der LGBTQI-Community abzubilden. 49 Länder werden dafür auf einer Skala von 0 bis 100 nach ihren gesellschaftlichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für die „Community“ bewertet. Mit einem Wert von 92 Prozent belegt Malta erneut den Spitzenplatz.

Auf den nächsten Plätzen folgen Dänemark (2), Belgien (3), Norwegen (4) und Luxemburg (5). Deutschland belegt in dieser Auflistung Platz 15. Die beiden schlechtesten Platzierung belegen die Türkei (48) und Aserbaidschan (49).

Maltas Ranking dürfte gesichert sein, denn im nächsten Jahr findet die „EuroPride 2023“ auf Malta statt.

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