D-RR News 26.07.21 – Quarantänestreit / Welterbe / Deutschland-Tourismus

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Hochinzidenzgebiet – Was ändert sich?

Ab Morgen 0 Uhr sind Spanien und die Niederlande Hochinzidenzgebiet. Die Einreiseänderungen, die damit einhergehen sind zunächst vergleichsweise klein. Für alle Reisenden mit komplettem Impfschutz ändert sich nichts. Obligatorisch bleiben die Corona-Schnelltests für den Rücktransport per Flugzeug.

Anders sieht es bei noch nicht komplett geimpften Menschen aus. Für sie besteht nach der Wiedereinreise in Deutschland die Verpflichtung einer Quarantäne. Diese kann frühestens nach fünf Tagen durch Vorlage eines negativen Tests beendet werden.

Genau diese Quarantäneverpflichtung sorgt für zunehmende Verunsicherung und erhebliche Stornierungen von Gästen, die eigentlich in den nächsten Tagen in den Urlaub starten wollten.

Alcudia / Mallorca – Foto: alltours

Die Pauschalurlauber im Reiseziel werden von ihrem Veranstalter über die Änderungen informiert. Allen Gästen, die die Heimreise antreten möchten, soll dies ermöglicht werden. Eine vorzeitige Abreise, so die Reiseindustrie und der Deutsche Reiseverband seien aber nicht zwingend erforderlich. Aktuell befinden sich rund zweihunderttausend deutsche Pauschalurlauber in Spanien. Die Anzahl der Individualreisenden dürfte ähnlich hoch sein.

Die Einreise- und Aufenthaltsregeln auf Mallorca wurden erst zum vergangenen Wochenende verschärft.

Ministerpräsident*innen: Schärfere Maßnahmen für Rückkehrer

Quarantänepflicht für Ungeimpfte nach Reiserückkehr? – Foto: Fraport AG

In der Politik hält man die gegenwärtigen Wieder-Einreise-Regeln für nicht ausreichend. Angesichts der wachsenden Inzidenzwerte fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine Vorverlegung der generellen Quarantäneregeln auf den 1. August und gleichzeitig einen bundeseinheitlichen Umgang damit. Der Start erst nach den Sommerferien mache zudem keinen Sinn, so Söder.

Er befindet sich dabei in guter Gesellschaft von weiteren Kolleg*innen. Manuela Schwesig, Länderchefin in Mecklenburg-Vorpommern, fordert schärfere Regeln, die zwei Tests beinhaltet und dazwischen eine Quarantäne. Zustimmung gibt es auch von Dietmar Woidke, MP Brandenburg. Er wies darauf hin, dass man alles in Sachen Kontrolle umsetzen müsse, um das Alltagsleben in Deutschland aufrecht zu erhalten und eine vierte Infektionswelle zu verhindern.

Schützenhilfe bekommen die Länderbosse auch von Ulrich Montgomery, dem Präsidenten des Weltärztebundes. Er ist der Meinung, man müsse eine generelle Quarantäne für alle nicht geimpften Reiserückkehrer einführen.

DRV: Weg von der reinen Inzidenzbetrachtung

Quarantäne ist schlecht fürs Geschäft. Dementsprechend hat der Deutsche Reiseverband unmittelbar nach der Bekanntgabe der neuen Hochinzidenzgebiete am Freitag eine Änderung der Kriterien für eine solche Einstufung gefordert. DRV-Präsident Norbert Fiebig formulierte das so:

Eine ausschließlich an den Inzidenzwerten festgemachte Automatik der Eingruppierung der Reiseländer ist angesichts des Impffortschritts nicht mehr angemessen. Der Inzidenzwert hat deshalb heute bei weitem nicht mehr die Aussagekraft wie noch zu Beginn der Pandemie. In der politischen Debatte spielt das bereits eine Rolle, schlägt sich aber noch nicht ausreichend in den Entscheidungen nieder. Die Hochstufung Spaniens zum Hochinzidenzgebiet mitten in der Ferienzeit macht zahlreichen Reisenden und insbesondere vielen Familien mit Kindern die Urlaubspläne zunichte.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Die Argumentation wird begleitet von der These, dass sich Pauschalreisegäste umsichtig und der Situation angemessen verhielten. Gestützt wird das durch eine Untersuchung des Reiseveranstalters FTI. Ralph Schiller, FTI-CEO nannte eine Infektionsquote von 0,02 bis 0,11 Prozent von im Urlaub infizierten FTI-Gästen.

Partytourismus sei derzeit inakzeptabel und müsse von den Behörden in den Urlaubsländern unterbunden werden. Gleichzeitig, so der DRV, sei es überaus wichtig, weiter am Impffortschritt zu arbeiten. Bund und Länder sollten in ihren Bestrebungen nicht nachlassen, noch nicht Geimpfte von einer Impfung zu überzeugen.

Reiseregeln: Urlaub in den Niederlanden

Alle schauen derzeit auf Spanien Aber auch für die Niederlande gelten Regeln, wenngleich Einreise und Aufenthalt dort fast keiner Beschränkung unterliegen.

Bleiben jetzt Gäste aus? – Strand in Egmond aan Zee / Noord-Holland

Die Einreise ist für Urlauber aus Deutschland ohne Beschränkungen erlaubt. Es gibt keine Test- oder Quarantänepflicht. Wer per Flugzeug anreist muss allerdings ein Gesundheitsformular ausfüllen.

Auch der Aufenthalt ist vergleichsweise entspannt. Es gibt keine Kontaktbeschränkungen. Eine Maskenpflicht gilt nur für Bereiche in denen die 1,5 Meter-Abstandsregel nicht eingehalten werden kann. Das sind z.B. die öffentlichen Verkehrsmittel, Haltestellen, Bahnhöfe, Flughäfen und Flugzeuge.

Freizeiteinrichtungen und Restaurants unterliegen Kapazitätsbeschränkungen und eingeschränkten Öffnungszeiten. Die Gastronomie muss um Mitternacht schließen und darf frühestens morgens um 6 Uhr wieder öffnen. Geschäfte und Museen sind geöffnet. Es gelten aber Kapazitätsbeschränkungen. Diskotheken wurden nach dem Anstieg der Infektionszahlen wieder geschlossen.

Neue UNESCO – Welterbe-Titel in Deutschland

Zwei Verleihungen sind es an vier unterschiedlichen Stellen in Deutschland. Das UNESCO-Welterbekomitee hat am Samstag die „Bedeutenden Kurstädte Europas“ in die Welterbeliste aufzunehmen. Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen zählen zu den insgesamt elf ausgezeichneten Städten in sieben Ländern, in denen geschlossene architektonische Ensembles bis heute von der Bäderkultur zeugen.

Der Antrag wurde von Deutschland gemeinsam mit Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und Tschechien erarbeitet. Die Tradition der Kur zeigt sich in Europa besonders anschaulich. Rund um Heilquellen entstand ein eigener städtebaulicher Typus: die Kurstadt. Diese Kurstädte mit ihren Quellen wurden zu Orten der Heilung und Erholung, was ihre städtebauliche Entwicklung begünstigen sollte.

UNESCO-Welterbe: Kurbäder. Hier: Kurpark Bad Kissingen

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Mathildenhöhe im hessischen Darmstadt. Von der Mathildenhöhe, die 1899 als Künstlerkolonie gegründet wurde, gingen zahlreiche Impulse für Architektur, Kunst und Design aus, die die Moderne prägen sollten. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, sagte dazu:

Die Mathildenhöhe ist ein weltweit herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst. Künstlerinnen und Architekten haben hier an der Nahtstelle von Jugendstil und Neuem Bauen Pionierarbeit geleistet.

14 Jahre lang, von 1901 bis 1914, war die Mathildenhöhe eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt. Sie ist die bisher 48. Deutsche UNESCO-Welterbestätte.

Flut und Hochwasser zerstören Tourismusinfrastruktur

Steigende Inzidenzwerte auch bei uns. Außerdem sorgen die Folgen von Flut- und Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Teilen von Bayern und Sachsen bei Inlandsurlaubern für Verunsicherung.

Die Hochwasserkatastrophe hat in den betroffenen Regionen auch die Tourismuswirtschaft hart getroffen. Verwüstete Campingplätze, zerstörte Ferienhäuser, beschädigte Hotels prägen das Bild. Beim Hotel- und Gaststättenverband Rheinland-Pfalz (DEHOGA) vermutet man, dass es z.B. im Kreis Ahrweiler keine Restaurants oder Hotels gibt, die innerhalb eines Jahres wieder Gäste bedienen könnten.


Zusammenstellung der Spendenkonten Fluthilfe

Jeder kann helfen!


Es gibt aber viele deutsche Reiseregionen, die auf vergleichsweise gute Zahlen und neue Projekte schauen, denn die wirtschaftliche Aufholjagd geht überall weiter.

Schleswig-Holstein

Tourismus an Nord- und Ostsee. Hier: Strand in Travemünde

2,8 Millionen Übernachtungen im Mai dieses Jahres sind eine deutliche Steigerung gegenüber dem Mai 2020 (+85,2%), aber immer noch ein Rückgang um 15% gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie. Im Mai 2019 verzeichneten die Statistiker immerhin 3,3 Millionen Übernachtungen.

Die aktuellen Tourismuszahlen erlauben aber einen vorsichtig-optimistischen Blick auf die kommenden Monate. Dem Bundesland kam in den Zeiten der vorsichtigen Öffnung eine Vorreiterrolle zu. Mit Modellprojekten konnte bewiesen werden, dass ein verantwortungsbewusster und vorsichtiger Tourismus möglich ist. Viele Maßnahmen im Norden wurden von anderen deutschen Reiseregionen übernommen. Tourismusminister Bernd Buchholz sagte:

Das Vorgehen des Landes, den hiesigen Tourismus ab Mitte April in vier Modellregionen zuzulassen, war nicht nur erfolgreich im Hinblick auf den Erkenntnisgewinn zum Thema sicheres Reisen in Corona-Zeiten, sondern hat gleichzeitig das Interesse am Urlaubsland Schleswig-Holstein beflügelt. Das zeigt sich in den Maizahlen und wird sich hoffentlich auch in den weiteren Monaten widerspiegeln.

Thüringen

Top-Ziel in Thüringen: Die Wartburg

Mit einer neuen Internetseite wirbt die Thüringer Tourismus GmbH (TTG) ab sofort bei Familien für das Reiseland Thüringen. Unter familie.thueringen-entdecken.de will man mit dem interaktiven Portal der Nachfrage nach Heimaturlaub und den kurzfristigen Reiseplanungen in den kommenden Wochen zu entsprechen.

Interaktivität soll zusätzlich das Interesse erhöhen. So können Gäste Tourismuspartner im Land sowie Veranstaltungs- oder Ausflugstipps für einen Eintrag vorschlagen.

Auf der neuen Seite finden sich Informationen für Tagestouren oder Urlaube. Die Bedürfnisse und Anforderungen von Familien stehen dabei im Fokus.

Franz Hofmann, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH sagt zum neuen Projekt:

Unser klares Ziel ist es zudem, die Webseite noch weiter auszubauen und das Thema Familienfreundlichkeit stärker im Tourismusmarketing zu fokussieren. Bis Ende des Jahres streben wir die Zusammenarbeit mit Partnern im Land und allen Tourismus-Regionen an; wir wollen die Such-Funktionen erweitern und saisonale Inhalte für Herbst und Winter integrieren.  

Erzgebirge

Familienabenteuer auf der Blockline – Foto: Felix Meyer, Tourismusverband-Erzgebirge

Das sächsische Erzgebirge setzt ebenfalls auf den Urlaub für Familien. Der Tourismusverband verspricht einmalige Erlebnisse.

Da wartet z.B. die „Blockline“, ein neues Bike-Abenteuer für die ganze Familie. Freiheitsgefühl auf 140 Kilometern und drei spannenden unberührte Natur des Osterzgebirges soll die Route bieten. Bei Buchung gibt es zudem ein Starterpaket inkl. Abenteuer-Handbuch, Schlauchtuch und jeder Menge Tipps. Entlang der Strecke sind Rätsel zu lösen und spannende Details und Geschichten zur einheimischen Flora und Fauna zu erkunden. Vom 02. bis 13.08.2021 werden geführte Tagestouren angeboten.

Schlägt jede Modellbahnanlage: Fichtelbergbahn – Bahnhof Cranzahl

Die Dampfeisenbahnen des Erzgebirges haben, wie schon immer, eine große Anziehungskraft. Zudem warten einige Sonderveranstaltungen. Mit der Fichtelbergbahn geht es am 28.07. und 25.08.2021 auf einen „Walderlebnistag mit der Bimmelbahn“ in die Waldschule nach Neudorf.

„Eurowings Discover“ gestartet

Am Samstag um 19 Uhr 45 Uhr startete die jüngste Airline der Lufthansa Group, zu ihrem ersten Flug. Ein Airbus A330-200 brachte die ersten Passagiere von Frankfurt nach Mombasa und weiter nach Sansibar.

Verabschiedung in FRA: Erstflug von Eurowings Discover am Samstag – Foto: Lufthansa-Group

Der neue Ferienflieger der Lufthansa Group hatte am 16. Juni dieses Jahrs die Flugbetriebsgenehmigung vom Luftfahrt-Bundesamt erhalten.

Neben den Sonnenzielen Mombasa und Sansibar steuert Eurowings Discover ab 9. August Punta Cana (Dom. Republik) und ab 10. August Windhoek (Namibia) an. Ab 30. September kommen Flüge nach Las Vegas und ab 1. Oktober Mauritius dazu. Außerdem will die Airline ihr Angebot ab November 2021 um ein attraktives Mittelstreckenangebot erweitern. Ab Sommer 2022 soll Eurowings Discover auch aus dem LH-Drehkreuz München auf der Kurz,- Mittel- und Langstrecke starten.

A330-200 – Die Langstreckenmaschine von Eurowings Discover – Foto: Lufthansa Group

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