D-RR192 – Meet Charlie, Karl & Winnetou in Radebeul

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Es geht um das Vermächtnis eines Schriftstellers, eines Hochstaplers, eines Sessel-Reisenden, eines genialen Selbstvermarkters und eines Sachsen. Ein Reiseradio-Podcast auf den Spuren von Karl May als Winnetous und Old Shatterhands “Erben”.

Villa Shatterhand in Radebeul – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Karl May

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Vor einigen Wochen hätte er seinen 180. Geburtstag feiern können. Zur Legende wurde er aber schon vorher und allerspätestens mit den Romanverfilmungen in den 1960er Jahren wurden er und seine Helden unsterblich. Geboren wurde er am 25. Februar 1842 in Hohenstein-Ernstthal, verstorben ist er in Radebeul vor den Toren Dresdens am 30. März 1912

Die Örtlichkeit – das Museum

Villa Bärenfett – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wer ins sächsische Elbland fährt und „Indianerfan“ ist, für den gibt es eine wichtige Adresse: Karl-May-Straße 5, Radebeul. Hier steht das letzte Wohnhaus des Schriftstellers Karl May. Heute ist dort „sein“ Museum, betrieben von der Karl-May-Stiftung.

“Auf zu Karl May”, steht auf dem Banner gleich rechts neben dem Gartentor der Villa Shatterhand, dem letzten Wohnsitz von Winnetous Schöpfer. „Wild West“ ist hier noch weit. Hinter dem Tor kommt man in einen herrlichen Garten. Durchs eingewachsene Grün hat man den Blick auf ein Blockhaus. Es ist die Villa Bärenfett, der Ausgangspunkt des Museums.  Dort bin ich verabredet mit Kevin Sternitzke vom Karl-May-Museum. Mit ihm zusammen mache ich einen akustischen Rundgang: Podcast „Live on Tape“ gewissermaßen.

Mit Kevin Sternitzke in Karl Mays Arbeits- und Empfangszimmer – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Golden Memorys

Kindheitserinnerungen kommen auf. An erste Leseversuche in Winnetou 1 und natürlich an die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker aus den 1960er Jahren. Sonntagnachmittag 14 Uhr, Winnetou in den „Römer-Lichtspielen“ im Frankfurter Stadtteil Praunheim. Das waren die ersten Begegnungen mit dem edelsten aller Indianerhäuptlinge.

Die Auseinandersetzung mit dem Heute

Heute spricht man bei „Indianern“ von indigene Völkern. Davon wusste von uns Jungs damals keiner was. Aber Winnetou war trotzdem unser Held. Die historischen und völkerkundlichen Tatsachen kann man heute nicht mehr ignorieren, erzählt Kevin Sternitzke im Podcast und verweist auf die Ausstellung in der Villa Bärenfett, die sich auch mit diesem Thema beschäftigt. Der Träger des Museums, die Karl-May-Stiftung zeigt sich aufgeschlossen, sowohl bei der Frage der Unterdrückung indigener Völker, als auch in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Autoren Karl May.

Ausstellung in der Villa Bärenfett – Foto: Rüdiger Edelmann 7 ttb-media TON-TEXT-BILD

“Charlie” May und sein Leben

Was bei Ausstellung wie Führungen immer durchschimmert aber ungern in aller Härte ausgesprochen ist Mays Lebenslaufbahn als Kleinkrimineller wegen diverser Fälle von Unterschlagung und Hochstapelei. Deshalb hat er seinen erlernten Beruf als Lehrer auch nie wirklich ausüben dürfen. Aber die Zeit im Gefängnis hat er dazu verwendet, die Grundlage seiner schriftstellerischen Karriere zu legen. Schreiberisch unterwegs zwischen den Schluchten des Balkans und den Pueblos der Apachen.

Karl May – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Betrachtet man seine Persönlichkeit und die Tatsache, dass Old Shatterhand von seinem Blutsbruder eigentlich Charlie gerufen wurde, erklärt das vielleicht den Hang zur Hochstapelei aber zumindest die Stilisierung von Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi seinen beiden literarischen Alter-Egos. Auf der anderen Seite war er ein genialer Vermarkter seiner Bücher, seiner Person und seiner Helden. Gern trat er auch persönlich als Old Shatterhand auf, womit sich der Kreis zur Hochstapelei schließt.

Bei aller Exaktheit der örtlichen Beschreibung in seinen Büchern muss man schließlich auch konstatieren, dass er all diese Plätze vor der Veröffentlichung seiner Bücher nie gesehen hatte. Im Journalismus spricht man heute dabei heute von „kalter Recherche“. Die Reisen, die er dann als Endfünfziger tatsächlich machte, sorgten für Enttäuschung, Überforderung und Angst. Er absolvierte sie im Touristen-Modus. Die nach Hause geschriebenen Postkarten sollten wohl nachträglich beweisen, dass er sehr wohl der Tausendsassa war, den seine Helden Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi in den Büchern verkörperten. Alles nutzte aber nichts, Scheibchenweise musste er die Wahrheit im späteren Leben doch noch zugeben.

Der Museumsspaß

Anziehungspunkt Riesen-Tipi – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Das zweigeteilte Museum bietet heute Attraktionen Kindern genauso wie Erwachsenen, bis hin zu interessierten Literaturwissenschaftlern.

Die Kids finden die Indianerausstellung der Villa Bärenfett toll, erleben ein überdimensionales Tipi und eine Goldwaschanlage. Der eher literarisch-biografische Teil findet sich dann in Mays Wohnhaus der Villa Shatterhand. Gleich ob „Indianer“fans oder aufgeklärte Literaten, jeder findet seinen Inhalt. Klar ist aber auch, dass die Fangemeinde im Zuge von anderen Fantasy-Geschichten kleiner wird. Der „Herr der Ringe“ bis hin zu „Game of Thrones“ tragen dazu bei.

Rettet Old Shatterhand

In “Charlies” Arbeitszimmer – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die finanzielle Situation des Museums wird damit nicht einfacher. Dringend müsste mal wieder renoviert und mehr Platz geschaffen werden. Dafür fehlt aber das nötige Geld. Und so ruft das Museum auf seiner Website zu Spenden auf:

Für die Zukunft des Karl-May-Museums braucht es die dringende Sanierung und den barrierefreien Zugang der historischen Häuser Villa Shatterhand – Wohnhaus, Wirkungsstätte und Sterbeort von Karl May – und der Villa Bärenfett, mit einer der bedeutendsten Sammlungen zu den indigenen Völkern Nordamerikas.
Die Gesamtkosten für dieses Projekt belaufen sich auf ca. 8,5 Millionen Euro, davon sind ca. 6 Millionen Euro aus öffentlichen Mittel geplant.
Helfen Sie uns. Mit Ihrer Spende tragen Sie zur Verwirklichung dieses Projektes bei und sichern die Zukunft des Karl-May-Museums!

Botschafter der Aktion ist übrigens der berühmteste „Filmindianer“ den die DDR einst besaß: Der Schauspieler Gojko Mitić. In unzähligen DEFA-Spielfilmen schlüpfte er in Rollen, die ihm Etiketten wie „Winnetou des Ostens“ oder „DEFA-Chefindianer einbrachte.

Erhaltenswert: Mays große Bibliothek – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Information

Karl-May-Museum

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Redaktioneller Hinweis:

Diese Recherche wurde unterstützt von der Dresden Marketing GmbH (dmg). Dies hat keinen Einfluss auf eine objektive Berichterstattung. Meine Meinung gehört mir!  


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