DRR Corona-News 13.05.20 – Öffnungen / Lockerungen / Tourismusgipfel / Klagen

EU-Kommissionsvorschläge und Maßnahmen

Aktuell arbeitet auch die EU-Kommission an einer Reiseregelung innerhalb Europas. Die heute vorgestellten Entwicklungen sind

  • Verlängerung der Reisebeschränkungen im EU-Raum bis 15. Juni

  • Schrittweise Wiederaufnahme des Reiseverkehrs

  • Verpflichtendes Tragen von Schutzmasken in Flughäfen und Flugzeugen.

  • Keine Verpflichtung von Airlines zu freien Mittelsitzen

  • Empfohlene aber freiwillige Nutzung von Corona-Apps europaweit

Vorab gab es aus Brüssel aber auch eine Warnung vor einer zu schnellen Öffnung und damit einem möglichen Wiederanstieg der Infektionen. Die Kommission weist auch darauf hin, dass in den Urlaubsgebieten, vor einer Öffnung, die ausreichende Kapazität des Gesundheitswesens nachgewiesen werden müsse.

Große und schwierige Baustelle: Wiederöffnung des Reiseverkehrs

Reisebeschränkungen – Reisebedingungen

Die Kontrollen an den deutschen Grenzen sollen ab Samstag gelockert werden. Ein komplettes Ende von Kontrollmaßnahmen sei aber erst zum 15. Juni geplant, berichtet dpa nach einer Kabinettssitzung in Berlin. Damit hält sich Deutschland auch an die veröffentlichten Regelungsvorschläge der EU-Kommission.

Die italienische Provinz Südtirol/Bozen hat eine frühere Lockerung der strengen Corona-Maßnahmen angekündigt. Man werde etwa eine Woche früher mit der Öffnung beginnen als die anderen italienischen Regionen.

Die Türkei kündigt Corona-Tests bei der Einreise an. Danach sei aber zunächst eine Weiterreise in die gebuchten Hotels möglich. Dort würden Gäste über das Ergebnis des Tests informiert. Zum dann anschließenden Verfahren gibt es noch keine Äußerungen.

Spanien liefert ein ebenso widersprüchliches Bild im Umgang mit der Krise. Auf der einen Seite will Spanien einreisende Ausländer ab 15. Mai bis zum jeweiligen Ende der Alarmstufe unter Quarantänestellen. Aktuell gilt diese Warnstufe bis zum 24. Mai. Zum anderen verlautete, dass Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien bereits über eine quarantänefreie Einreise per Flugzeug verhandelten.

Österreich könnte seine Grenzen am 15. Juni wieder öffnen. Das berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA.

Tourismusgipfelforderung

Die Reisebranche fordert einen Krisengipfel im Kanzleramt und unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Verbände BTW, Dehoga, DTV, DRV, IHA, RDA und VIR verliehen dieser Forderung heute mit einer gemeinsamen Erklärung Nachdruck. Über eine Million Jobs seien gefährdet und das ohne Eigenverschuldung.

Die Forderung erscheint nachvollziehbar, nachdem es bereits einen Gipfel der Autoindiustrie gegeben hat.

Forderung nach Tourismusgipfel im Kanzleramt

USA und die Pandemie

Aktuell stoßen wieder kontroverse Meinungen aufeinander. Während Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci vor der Öffnung warnt und sagt, dass der schlimmste Teil der Krise noch bevorstehe, ermuntert US-Präsident Donald Trump seine Bundesstaaten die noch geltenden „Lockdown-Regelungen“ zu lockern. 40 Bundestaaten, überwiegend mit republikanischer Regierung, sind dem Vorschlag ihres Präsidenten bereits gefolgt. Trump hatte gestern „den Sieg über das Virus“ in einer Pressekonferenz verkündet. Auf Nachfrage sagte Trump, damit habe er nur die Corona-Tests gemeint. SZ-Korrespondent Alan Cassidy schreibt in seinem Artikel:

„Unter Kontrolle ist das Coronavirus allerdings nicht einmal im Weißen Haus: Am Montag wies das Weiße Haus alle Mitarbeiter und Besucher an, ab sofort eine Schutzmaske zu tragen. Trump ist von der Vorschrift ausgenommen. US-Vize-Präsident Mike Pence teilte mit, er werde sich einige Tage lang von Präsident Trump fernhalten, weil in seinem eigenen Stab ein Fall nachgewiesen wurde.“

Öffnen oder Schließen, wer hat hier das Sagen? – Coronaentwicklung in den USA

Wirtschaft

TUI – Bilanz

Europas größter Ferienkonzern hat Bilanz gezogen. TUI-Boss Fritz Joussen kündigte Einsparungen in der Verwaltung an. Die Kosten müssten um 30 Prozent reduziert werden. Eine daraus folgende Maßnahme sei der geplante Abbau von rund 8.000 Arbeitsplätzen. Ende März hatte TUI die Zusage der deutschen Bundesregierung für einen KfW-Kredit von 1,8 Milliarden Euro erhalten.

Foto: (c) Christian Wyrwa / TUI

EU – Erkenntnis

Keine andere Branche werde so sehr unter der Pandemie leiden wie der Tourismus, sagte EU-Wirtschafts­kommissar Paolo Gentiloni in einem Video-Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Der Tourismus gehöre deshalb auch zu den Wirtschaftszweigen, die besonders profitieren würden von einem vorbereiteten Hilfspaket.

Boeing-Chef orakelt über US-Luftfahrtbranche

Boeing CEO, David Calhoun, sagte gestern, dass er die Insolvenz einer der großen amerikanischen Fluglinie noch in diesem Jahr erwarte. In einem Fernsehinterview mit NBC erklärte er, dass dies ab September geschehen könne, wenn die staatliche Unterstützung der Fluggesellschaften ende. Die Interviewaussage wurde nach der Ausstrahlung noch einmal relativiert. Sie sei ein genereller Blick auf den Luftverkehr in den USA. Calhoun hätte dabei nicht eine spezielle Fluggesellschaft im Blick gehabt.

Orakel: Bleibt wer auf der Strecke?

Boeing ist allerdings ebenfalls in wirtschaftlicher Schieflage. Nach dem weltweiten Grounding der Boeing 737max kam ein Umsatz- und Verkaufseinbruch, gefolgt von der Corona-Krise. Viele Airlines haben inzwischen auch Kauf-Optionen bei Boeing zurückgenommen oder die Übernahme von Flugzeugen verschoben. Boeing hat in der Zwischenzeit rund 16.000 Stellen abgebaut.

Ryanair startet in jeder Hinsicht

Der irische Billigflieger will ab 1. Juli rund 40 Prozent seiner bisherigen Strecken wieder bedienen. Dies entspräche einer Zahl von immerhin rund 1.000 Flügen pro Tag und die Bedienung von 90 Prozent aller Ziele des bisherigen Streckennetzes. Zur Realisierung fordert Ryanair allerdings Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen an den angeflogenen Airports und eine Lockerung der Reisebeschränkungen in Europa.

Die Muttergesellschaft, Ryanair Holdings PLC, hat gestern Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Es geht um den Erlass bzw. die Stundung von Steuern und Gebühren an französischen Flughäfen für Fluglinien mit einer französischen Betriebserlaubnis (AOC). Diese Regelung ist Teil der staatlichen Unterstützung. Ryanair klagt dagegen und damit auch gegen die staatliche Unterstützung von Fluggesellschaften.

Ryanair – Neustart ab 1. Juli – Foto Ryanair

Airlines wirtschaftlich nachhaltig geschädigt

Wenn es um reine Wirtschaftszahlen geht, steht die Flugbranche aktuell schlecht da. Staatshilfen sind im Moment Hoffnungsträger. Dies täuscht aber nicht über die Probleme hinweg. Die Lufthansa-Aktie könnte aus dem DAX genommen werden.

Gleichzeitig sehen sich die Fluggesellschaften Vorgaben der helfenden Heimatländer gegenüber. Wirtschaftlicher Einfluss der Regierungen, Klimavorgaben etc. führen bei den Airlines nicht zu Begeisterung. Die Staatshilfen gestalten sich dementsprechend schwierig. Lufthansa und Bundesregierung verhandeln noch immer. Die Gespräche mit der österreichischen Regierung in Sachen Austrian Airlines sind gescheitert. Lediglich die LH-Group Airlines Swiss und Edelweiss haben die Finanzgespräche mit der Regierung der Schweiz erfolgreich abgeschlossen.

Ähnlich betroffen mit Unterschieden im Detail sind auch Air France/KLM, der IAG-Konzern (British Airways, Iberia und Vueling), sowie Virgin Atlantic, SAS und bereits insolventen Fluggesellschaften wie zum Beispiel SAA.

Der Rückzug großer Gesellschaften kann aber auch ein Vorpreschen von Billigfliegern bedeuten. Beispiel: Nachdem sowohl Virgin Atlantic als auch British Airways Reduzierungen ihrer Kapazität am Lononer Flughafen Gatwick bekanntgaben, erfolgte unmittelbar die Ankündigung des Billigfliegers Wizzair, seine Frequenzen nach und ab Gatwick zu erhöhen.

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