Trotz des vermeintlichen Optimismus, den wir alle irgendwie teilen, ereilt mich zusehends ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die britischen Inzidenzwerte haben die 200 überschritten, aber Wembley, soll diese Woche mit sechzigtausend Fußballfans pro Spiel gefüllt werden. Ob geimpft, getestet, gesund oder infiziert spielt keine Rolle. Danke UEFA, so verbreiten sich die Delta-Viren noch besser und weiter über Europa. Parallel denkt GB über das Ende der Maskenpflicht zum 15. Juli nach, im Stadion hatten die wenigsten noch so ein Ding auf, das Infektionsschutz gewährt.
Das ZDF heute-journal berichtete gestern von zahlreichen neu infizierten Schülern, die von der Jahresabschlussfahrt auf Mallorca nach Barcelona zurückgekehrt sind. Katalonien ist vom RKI wieder als Risikogebiet eingestuft worden. Eine förmliche Reisewarnung wird nicht folgen, denn diese gibt es seit 1. Juli für Risikogebiete nicht mehr. Eine flächendeckende Kontrolle von Negativtests findet bei Einreise in die Heimat nicht statt.
Die Infektionshäufigkeit mit „Delta“ nimmt auch hierzulande zu. Wissenschaftler sagen, dass nur eine abgeschlossene Impfung einigermaßen zuverlässig hilft und die Menschen lassen massenhaft ihren zweiten Termin sausen, wegen Urlaub, Sonne oder keine Lust.
Sind wir denn von allen guten Geistern verlassen? Wenn das so weitergeht, ist uns auch eine vierte Welle gewiss und der nächste Lockdown. Was ist so schwierig, verantwortungsvoll mit wieder gewonnener Freiheit umzugehen, sich und andere zu schützen, damit die Pandemie im Griff bleibt?
Ganz ehrlich: Es kotzt mich an!
Prekäre Entscheidungen?
Das Virusvariantengebiet Großbritannien hat die Ferieninsel Mallorca auf die „Grüne Liste“ gesetzt. Das bedeutet, dass Reiserückkehrer von der Urlaubsinsel in Großbritannien keinerlei Einreisebeschränkungen haben. Zur Einreise in Spanien müssen britische Urlauber jedoch einen negativen PCR-Test vorlegen. Die Hotels in Magaluf (dem „Ballermann“ der Briten) freuen sich jetzt auf Besucher. Die Freigabe hat britischen Veranstaltern zufolge einen regelrechten Buchungsboom ausgelöst.
Die Hotels der Balearen hoffen in diesem Jahr auf eine Auslastung um die 60 Prozent. Trotzdem greift, angesichts der britischen Entscheidung zur Reisefreiheit, die Angst um sich, dass die Inseln damit ihr Potential verspielen könnten. Die Infektionszahlen steigen auch auf Mallorca wieder stetig an. Der Inzidenzwert liegt derzeit bei über 90. Großen Anteil an den schlechten Werten hat die Gruppe junger Reisender. Die Inzidenz bei 20 bis 29jährigen liegt aktuell bei einem Wert um 450. Entscheidend für diese Zahl ist die oben erwähnte Infektionswelle bei spanischen Schülern, die ihre Abiturreisen nach Mallorca gemacht haben.
Neue Risikogebiete
„Einfache“ Risikogebiete ziehen seit letztem Donnerstag keine Reisewarnung mehr nach sich. Neu auf der Liste dieser Risikogebiete sind die spanischen Regionen Katalonien und Kantabrien, Zypern und die norwegischen Regionen Agder und Rogaland.
Aruba, Guadeloupe, Qatar und die Gespanschaft Medimurje in Kroatien wurden von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Für Kroatien gelten aber inzwischen strengere Einreiseregeln.
Bei den Hochinzidenz- und Virusvariantengebieten gibt es keine Veränderung. Auch die Reiseregeln bleiben gleich.
Wer aus einem Hochinzidenzgebiet zurückkehrt, muss in eine Quarantäne, aus der eine Freitestung nach 5 Tagen möglich ist. Anders sieht das bei Virusvariantengebieten aus. Reise-Rückkehrende müssen sich einer 14-tägigen Pflichtquarantäne unterziehen. Freitesten ist hier nicht möglich. Zu den Virusvariantengebieten zählen u.a. Brasilien, Großbritannien, Indien, Namibia, Nepal, Portugal, die russische Föderation und fast das gesamte südliche Afrika.
Gute News – schlechte News
Deutsche dürfen wieder ohne Beschränkungen nach Finnland reisen. Nachweise von Impfungen, Tests oder Genesung sind nicht mehr erforderlich. Finnland gibt die Einreise für Länder frei, die einen Inzidenzwert von unter 25 pro einhunderttausend Einwohnern innerhalb von 14 Tagen ausweisen. Sollten wir den Wert von 25 wieder überschreiten, wird die Reisefreiheit ausgesetzt.
Tunesien hat im Großraum Tunis wieder einschränkende Maßnahmen erlassen. Dazu gehört das Verbot öffentlicher Veranstaltungen (von Gebeten bis zum Sport) und eine Ausgangssperre ab 20 Uhr. Restaurants dürfen nur noch die Außenbereiche nutzen. Die Inzidenzwerte im Land nähern sich der Marke von 250.
Waldbrände in Europa
Nicht nur in Canada und in Nordkalifornien (USA) ist die Lage prekär. Jetzt werden auch zahlreiche Waldbrände in Frankreich, Zypern und Griechenland gemeldet.
Betroffen ist u.a. das Troodos-Gebirge auf Zypern. Hier wurden die Brände offensichtlich durch Unachtsamkeit beim Verbrennen von Gartenabfällen ausgelöst. Die Regierung hatte die EU um Hilfe gebeten. Löschflugzeuge aus Griechenland und Italien sind im Einsatz. Zypern meldet inzwischen vier Todesopfer und die Zerstörung eines Landgebiets von etwa 50 Quadratkilometern.
In Frankreich gibt es Brände nahe der Stadt Narbonne. In Griechenland ist die Insel Kefalonia stark betroffen.
Norwegen per Fähre
„Color Line“ kehrt ab Morgen (6. Juli) zu den täglichen Verbindungen zwischen Kiel und Oslo zurück. Sowohl die „Color Fantasy“ als auch die „Color Magic“ sind wieder im Einsatz. Passagen, auch mit Auto, sind problemlos möglich.
Die Verbindungen zwischen dem dänischen Hirtshals und den norwegischen Häfen Kristiansand und Larvik sind bereits seit dem 1. Juli wieder in Betrieb.
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