Reiseradio-Kommentar: Durchstarten, was sonst
Der 47. Präsident der USA ist vereidigt, die Amtsgeschäfte werden übergeben. Und jetzt? – Gab es vorher allenthalben dunkles Gemunkel, wird man jetzt sehen, wie sich Befürchtungen auswirken, Politische Welten und Ansprüche verändern, die Weltwirtschaft durcheinander gerät – oder auch nicht.
Ist gerade dies das Problem? Das Problem, dass man nicht weiß, was wirklich auf uns zukommt? Ich habe über Jahrzehnte USA-Berichterstattung in Sachen Reise und Tourismus gemacht und stehe genauso ratlos da wie die Reiseanbieter, Airlines und Dienstleister vor Ort.
Vor Wochen noch sagten insbesondere die Spezialisten auf dem USA-Reisemarkt, es werde schon nicht so schlimm kommen; das letzte Mal habe man es ja auch überlebt. Krisenstimmung wie 2017, eher nö. Ich kann mich noch an die Interviews auf der US-Reisemesse IPW im genannten Jahr erinnern. Sie fand sinnigerweise in Washington D.C. statt.
Alle waren am beschwichtigen (was sich im Lauf der Jahre verändern sollte). Alle sagten, es werde nicht so schlimm. Alle? Fast alle. Wie aus dem „gallischen Dorf“ kam die Antwort eines Veranstalters, dass es natürlich den Trump-Effekt gäbe. America Unlimited veröffentlichte am letzten Wochenende eine Presseinfo mit der Nachricht, dass der US-Markt etwa 5 Prozent hinter den Erwartungen liege, es aber gleichzeitig die Canada-Nachfrage um fast 70 Prozent gestiegen sei. Ähnliches haben die Veranstalter auch 2017 und 2018 erlebt.
Wenn es dabei bliebe, wäre die Welt vermutlich weitgehend auf der Reihe. Sie ist es aber nicht. Schwierige Zeiten zu überleben, ist möglich. Trumps Geschwurbel zu ertragen ist auch möglich, aber sinnlos und gefährlich. (mit freundlichen Grüßen von Loriots Möpsen)
Starten wir also durch und bedenken, dass Durchstarten in der Fliegerei fast immer ein Manöver ist, um eine Bruchlandung zu vermeiden.
Reiseanalyse 2025
Zur angeschlagenen Wirtschaft passt die Reiseanalyse 2025 nicht so recht ins Bild. Sie wurde traditionell zur Eröffnung des CMT-Reisemesse in Stuttgart präsentiert. Martin Lohmann (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen – F.U.R.) sprach von guten Zeichen und von erstmals gesichertem höherem Reiseaufkommen als im Vor-Pandemiejahr 2019. 72 Millionen Reisen von mehr als fünf Tagen nennt er als Zielmarke für 2025.
Besonders gefragt seien Mittelmeerreisen und auch der Fernreisemarkt erhole sich. Besonders auffällig sei die Tatsache, dass die Zahl der Reisen steige, denn in den letzten Jahren sei das Umsatzplus nicht durch die Menge, sondern durch höhere Ausgaben entstanden.
Trotzdem ist auch Wasser im Wein. Eine Umfrage unter potentiellen Urlauben habe auch ergeben, dass 20 Prozent immer noch Zweifel haben, ob sie sich in diesem Jahr eine Reise wirklich leisten können. Dementsprechend dürften auch 2025 die Ferien im eigenen Land ihren angestammten Spitzenplatz behaupten.
Jede Menge MAX
Hatte die Lufthansa Group Bestellung von 80 Maschinen der „737-8 MAX“ bei Boeing erst einmal Erstaunen erzeugt, kommt jetzt Klarheit ins Bild, Es zeichnet sich aber auch eine verstärkte „Hinwendung“ zu Boeing auf der Kurz- und Mittelstrecke ab.
Die Hälfte, also 40 Maschinen, der Neubestellung soll an Eurowings gehen, die bisher mit einer fast einheitlichen Airbusflotte der 320er-Serie (319, 320, 321) unterwegs war.
Hier wird es also Veränderungen geben, die Eurowings insbesondere am Drehkreuz Mallorca stärken soll. Ersetzt werden sollen ältere Maschinen des Airbus-Typs 319. Die Boeing 737-8 MAX sei effizienter, heißt es bei Eurowings und biete mehr Sitzplätze.
Das neue Fluggerät soll zwischen 2027 und 2032 sukzessive ausgeliefert werden. Die Investition in das Projekt beträgt rund 5 Milliarden US-Dollar.
Fiss: Kein „Party-On“ mehr
Après Ski ist an sich eine feine Sache. Allerdings stellt sich beim Feiern, wie immer die Frage, wo der Spaß aufhört und der Exzess beginnt. Ausufernden Partys im Wintersport Fiss in Tirol haben jetzt zu Konsequenzen geführt. Hier musste u.a. ein Balkon im Innenraum der Hexenalm gesperrt werden, weil er sich dank hüpfender Gäste gefährlich durchbog.
Gegen das Feiern im Freien schreitet man ebenfalls ein. Die Gemeinde verhängte jetzt ein Alkoholverbot auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Mit Schildern wird darauf hingewiesen, kontrolliert werden soll ebenfalls.
Wie es mitunter zugeht, weist eine neue Verordnung aus, die folgende Dinge verbietet und auf den öffentlichen Straßen, Plätzen und Wegen unter Strafe stellt:
In ungebührlicher Weise störenden Lärm hervorzurufen.
Das öffentliche Urinieren und Defäkieren.
Das öffentliche Erbrechen, Übergeben.
Das willkürliche Abstellen, Verschieben oder Verstellen von Gegenständen wie Skiständer, Schilder, Schneestangen, sowie vergleichbare Objekte und Sachen.
Das Öffnen von Kanaldeckeln.
Die Verordnung gilt jeweils für die komplette Skisaison. Auch andere Skiorte in Österreich kämpfen gegen Exzesse. Es ist also auch dort mit Verordnungen gegen den Party-Wahnsinn zu rechnen.
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Kuchen, Sex oder Ausschlafen?
Kuchen für die Norddeutschen, Sex für die Männer und Sport für die junge Generation? Da wollte es ein Reiseveranstalter genau wissen.
Eine GfK-Umfrage im Auftrag des Gesundheitsreiseveranstalters Fit-Reisen zeigt, welche Aktivitäten den Deutschen für ein gelungenes Wochenende am wichtigsten sind. Entgegen dem Ruf, ziehen viele entspannte Momente einem tollen Erlebnis vor.
So belegt „Ausschlafen“ den ersten Platz der Aktivitäten, welche bei einem gelungenen Wochenende auf jeden Fall dazugehören. Dicht darauf folgt Zeit mit der Familie zu verbringen und den dritten Platz ergattert das Faulenzen. Sex landet nur auf Platz 9 von 15 – zum Vergleich: Ausgiebig frühstücken befindet sich auf Platz 6. Klare Unterschiede gibt es im Ergebnis, wenn die Umfrageergebnisse nach Frauen und Männern nach Altersgruppen aufgesplittet werden.
Sex & Cake
Insgesamt sehen gut 20 Prozent der Befragten Sex als elementar für ein schönes Wochenende an. Ein Blick auf männliche und weibliche Befragte zeigt jedoch eindeutige Unterschiede: So geben 29 Prozent der Männer, jedoch nur 11 Prozent der Frauen Sex als eine ihrer Top 5 Beschäftigungen am Wochenende an. Die höchste Bedeutung hat Sex bei den 30- bis 39-Jährigen (30 Prozent), danach nimmt die Wichtigkeit kontinuierlich ab (nur noch 1 Prozent bei 70- bis 74-Jährigen).
Mit 29 Prozent messen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen dem Sex bei der Wochenendgestaltung eine größere Bedeutung zu als die BewohnerInnen aller anderen Bundesländer.
Nord-Süd-Gefälle
Auffällig ist die Vorliebe der Norddeutschen auch für Kuchen. Mehr als 18 Prozent der dort ansässigen Bundesbürger:innen brauchen Kuchen für ein gelungenes Wochenende. Das sind etwa doppelt so viele Kuchenfans wie in Baden-Württemberg.
Oldie for Youngsters
Manch jüngere Menschen haben schon fast komplett vergessen, dass Flugreisen noch vor 70 Jahren fast ausschließlich im Propellerbetrieb und sehr viel langsamer von statten gingen. Linienflugzeuge der 1950er Jahre sahen noch ganz anders aus. Ein Modell lief damals vielen anderen den Rang ab. Eine Maschine war immer noch im Besitz der Lufthansa und erstrahlt jetzt in neuem Glanz.
Die Lufthansa Technik hat die umfangreiche Montage einer Lockheed L-1649A abgeschlossen. Dieser Flugzeugtyp war Ende der 1950er Jahre unter der Bezeichnung „Super Star“ das Flaggschiff der Lufthansa Flotte. Am letzten Freitag erlebte das historische Langstreckenflugzeug in Hamburg seinen finalen Roll-out – ein Moment, der nicht nur Luftfahrt-Enthusiasten begeistert.
Schwerpunkt des Einsatzes war die Verbindung nach New York, die nonstop über den Atlantik geflogen werden konnte. Mit seinen vier Kolbenmotoren schloss sie das Kapitel der klassischen Propellerflugzeuge auf den Nordatlantik-Routen ab. Die Flüge dauerten bis zu 17 Stunden.
Nach der Lackierung soll die Lockheed Super Star im Oktober in Frankfurt eintreffen. Pünktlich zum 100. Gründungsjubiläum der ersten Lufthansa soll sie dort ab Frühjahr 2026 zusammen mit der legendären Junkers Ju 52 D-AQUI die Hauptattraktion des neuen Konferenz- und Besucherzentrums der Lufthansa Group werden. Dank einer gläsernen Fassade werden die Exponate von außen gut sichtbar sein. Abheben und Fliegen dürfte aber für beide Maschinen der Vergangenheit angehören.
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